Südsudan: ein junger Staat
Einig nur in dem Wunsch nach Unabhängigkeit
Die Einigkeit war überwältigend: 99 Prozent der Südsudanesen sprachen sich beim Referendum 2011 für die Unabhängigkeit aus. Doch schon damals war klar, dass es mit der Einigkeit in Fragen jenseits der Abgrenzung zum Norden so weit nicht her ist. Schließlich hatte es schon vor der Unabhängigkeit immer wieder Scharmützel zwischen südsudanesischen Ethnien gegeben, vor allem zwischen Dinka und Nuer, und die Murle standen im Krieg zwischen Nord und Süd gar bisweilen auf der Seite des Nordens.
Die relative Einigkeit des christlich-animistischen Südsudans während der Kriege gegen die Dominanz des arabisch-islamischen Nordens von 1955 bis 1972 und 1983 bis 2005 ist seit dem Erlangen der Unabhängigkeit Südsudans passé.
Die Unabhängigkeit wurde am 9. Juli 2011 mit Billigung von Sudan erklärt. Der UN-Sicherheitsrat bewilligte für die Friedenskonsolidierung die Bildung der United Nations Mission in the Republic of South Sudan (UNMISS).
Seit der Unabhängigkeit flackerten auf lokaler Ebene immer wieder ethnische Auseinandersetzungen auf – Anfang 2012 mit tausenden Toten in Jonglei. Bei dem Konflikt zwischen Nuer und Murle ging es im wesentlichen um gegenseitigen Viehdiebstahl in größerem Ausmaß.
Organisierter Viehdiebstahl ist auf lokaler Ebene auch einer der zentralen Gründe für die Auseinandersetzungen zwischen Dinka und Nuer. Für den Machtkampf zwischen dem Dinka Salva Kiir und dem Nuer Riek Machar ist dieser Aspekt nachgeordnet. Hier geht es vor allem um die Macht im Staat und den Zugriff auf die Staats- und Öleinnahmen. Viele Regierungsund Verwaltungsposten sind seit 2011 mit Dinka, die mehr als 40 Prozent der Bevölkerung stellen, besetzt worden, auch wenn Quoten für die anderen Ethnien wie die Nuer, die etwa 20 Prozent zählen, vereinbart worden sind. Nicht nur die Nuer beschweren sich, Missmut gibt es auch bei anderen Ethnien – es gibt rund 60 in Südsudan –, die Kiir Vetternwirtschaft vorwerfen. An Konfliktstoff mangelt es weiter nicht.