Medienmogul vor dem Abgang
Fox-News-Gründer Roger Ailes soll Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben
Roger Ailes war einer der mächtigsten Journalisten der USA. Er hat den TV-Sender Fox News zum wichtigsten konservativen Kanal des Landes gemacht. Nun droht ihm ein unrühmlicher Abgang.
Gretchen und Megyn machen Roger Ailes zu schaffen. Die beiden Moderatorinnen von Fox News sollen vom Gründer des reichweitenstärksten US-Fernsehsenders sexuell belästigt worden sein. Gretchen Carlson hat Anzeige erstattet. Megyn Kelly, die durch ihre Fehde mit Donald Trump während der Vorwahlen landesweit bekannt wurde, hat angeblich intern ähnliches gesagt. New Yorker Medien beziehen sich dabei auf »Quellen«, die sie nicht konkret nennen.
Sie meldeten auch, Ailes werde Fox News 20 Jahre nach dessen Gründung bald verlassen. Der frühere Medienberater von Präsident Richard Nixon hatte zusammen mit dem konservativen Verleger Rupert Murdoch Fox News 1996 gegründet. Er machte den Sender zur Stimme der Konservativen und gilt als einflussreichster TV-Macher in den USA. Fox News verdrängte unter seiner Führung CNN von Platz eins.
Schon am 1. August könnte der 76jährige Ailes Fox News verlassen, hieß es in Medien. Die Nachricht schlug beim in dieser Woche lau- fenden Parteitag der Republikaner in Cleveland wie eine Bombe ein. »Die konservative Bewegung schuldet Roger Ailes viel Dank für seine Arbeit, seiner Hilfe für Kandidaten und der Gründung von Fox News«, sagte Iowas Gouverneur Terry Branstad.
Die Anwältin des Senderchefs, Susan Estrich, wies die Berichte über einen Rauswurf und auch die über Vorwürfe durch Kelly zurück. »Roger Ailes hat die vergangenen 20 Jahre seines Lebens dem Aufbau von Fox News gewidmet und hofft, er wird noch lange über seine Zeit und die von Rupert (Murdoch, d.Red.) hinaus bestehen«, sagte Estrich.
Carlson hatte ihre Anzeige wegen sexueller Belästigung am 6. Juli erstattet. Sie behauptet, sie habe ihren Job verloren, weil sie sich Ailes widersetzt und über ihn beschwert habe.
Kurz nach Bekanntwerden der Anzeige berichtete das Magazin »New York«, dass Kelly ebenfalls von Ailes belästigt worden sei und zwar vor zehn Jahren, als sie zu Fox News kam. Kellys Anwalt Willis Goldsmith veröffentlichte eine Erklärung, in der die Berichte weder bestätigt noch dementiert wurden: »Megyn Kelly hat keine öffentliche Erklärung zu dieser Sache abgegeben und wird das nicht tun, solange die Untersuchung läuft.« Sie kooperiere mit den Ermittlern.
Der Fox-News-Mutterkonzern 21st Century Fox, der zu Murdochs Imperium gehört, bestätigte die internen Ermittlungen, aber nicht, dass mit Ailes über eine Vertragsauflösung gesprochen werde. Im Fall einer vorzeitigen Vertragsauflösung soll Ailes angeblich 40 Millionen Dollar (36,35 Millionen Euro) sowie die Anwaltskosten erhalten.
Ailes hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Carlson gehe es um Rache für die Weigerung des Senders, ihren Vertrag zu verlängern. Dies sei wegen ihrer sinkenden Einschaltquoten gefällt worden. Anwältin Estrich sagte, Roger Ailes habe Megyn Kelly nie sexuell belästigt. Er habe ihr stattdessen geholfen, zu der Starmoderatorin zu werden, die sie heute sei.