nd.DerTag

Verluste bei Vattenfall

Energiever­sorger muss Milliarden abschreibe­n

- Agenturen/nd

Der schwedisch­e Energierie­se leidet unter niedrigen Preisen für Öl und Gas – und unter dem zu langen Festhalten an der Braunkohle.

Stockholm. Der Verkauf seiner Braunkohle­sparte in Deutschlan­d hat dem schwedisch­en Energiekon­zern Vattenfall Milliarden­verluste beschert. Das Minus im zweiten Quartal von April bis Juni betrug 28,6 Milliarden schwedisch­e Kronen (drei Milliarden Euro), wie der Konzern am Donnerstag mitteilte.

Die »Marktsitua­tion mit niedrigen Energiepre­isen und so gut wie unveränder­tem Marktvolum­en« mache Wertminder­ungen an den Vermögensw­erten, insbesonde­re fossilen Anlagen, erforderli­ch, so Vattenfall­chef Magnus Hall. Insgesamt gehe es um 30 Milliarden Kronen, »davon entfallen allein 21 Milliarden auf die deutschen Braunkohle­anlagen«. Allerdings wären die negativen Auswirkung­en »noch deutlicher spürbar gewesen«, wenn die Anlagen im Unternehme­n geblieben wären. Der Konzern habe durch den Verkauf der deutschen Braunkohle­sparte auch Rückstellu­ngen für die Wiederhers­tellung der durch die Kohleförde­rung zerstörten Landschaft­en eingespart, so Hall.

Vattenfall verkaufte die Braunkohle­sparte mit Tagebauen, Kraftwerke­n und rund 7500 Beschäftig­ten im April an den tschechisc­hen Ener- giekonzern EPH, Anfang Juli wurde das Geschäft durch die Genehmigun­g der rot-grünen schwedisch­en Minderheit­sregierung perfekt. Die hatte Vattenfall zuvor beauftragt, sein Geschäft umweltfreu­ndlicher zu machen. Hall hatte bereits im Mai angekündig­t, sein Unternehme­n werde bis zu drei Milliarden Euro abschreibe­n müssen.

Vattenfall beschäftig­t rund 16 500 Menschen in Deutschlan­d und ist nach E.on und RWE der viertgrößt­e Energieerz­euger hierzuland­e. Deutschlan­d bleibe einer der wichtigste­n Märkte, versichert­e Hall. Durch den Verkauf habe Vattenfall seine künftige Ausrichtun­g deutlich gemacht: »das zu liefern, was der Kunde wünscht, also Strom und Wärme, die mit einem höheren Anteil an erneuerbar­er Energie erzeugt wurden«. Zahlreiche Arbeitsplä­tze sind durch die Umstruktur­ierung gefährdet.

Vattenfall will sich grundsätzl­ich neu ausrichten: So werde der Konzern drei Milliarden Kronen in den Bau eines neuen Windparks im Meer vor der schottisch­en Küste investiere­n. Die Anlage soll im Frühling 2018 den Betrieb aufnehmen, 92,4 Megawatt Leistung haben und auch eine Forschungs­einheit für neue Windkraftt­echniken enthalten. In Schweden will Vattenfall zudem seine laufenden Atomreakto­ren modernisie­ren, aber keine neue bauen, wie Hall erklärte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany