Islamische Theologie kommt an die HU
Bis 2017 entsteht das bundesweit sechste Institut, das aus glaubender Perspektive zum Islam forscht
Für den Studiengang an der HU stellt das Land 500 000 Euro in Aussicht. Die dauerhafte Finanzierung soll mit den Hochschulverträgen verhandelt werden.
»Mit dem neuen Studienangebot wird eine Lücke geschlossen«, sagt Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) über den Entschluss, das neue Institut für Islamische Theologie an der Humboldt Universität (HU) anzusiedeln. Zusammen mit Glaubensgemeinschaften, Kirchen und Experten wird die Bildungsverwaltung nun diskutieren, wie der Studiengang konzipiert werden soll.
Das Institut soll bereits im Sommersemester 2017 eingerichtet und im Wintersemester 2018/19 den Betrieb aufnehmen. Auf Vorschlag des Wissenschaftsrats, dem wichtigsten Beratungsgremium der Bildungspolitik, soll ein theologisch kompetenter Beirat das Fach begleiten.
Sabine Kunst, Präsidentin der HU, zeigt sich erfreut, dass die Wahl auf ihre Hochschule gefallen ist: »Die HU ist gemäß ihres Leitbildes eine weltoffene Universität, an der verschiedene Lebensentwürfe und Kulturen aufeinandertreffen.« Man könne nun der steigenden Nachfrage gerecht werden.
Das Institut ist bereits das sechste, an dem bundesweit theologisch zum Islam geforscht wird: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert seit 2011 mit rund 20 Millionen Euro die Zentren für Islamische Theologie in Tübingen, Frankfurt (mit Gießen), Münster, Osnabrück sowie Erlangen-Nürnberg. Mittlerweile sind dort insgesamt 1800 Studierende eingeschrieben. Berlin wird der Bund nicht fördern: Zusätzlich zur halben Million Euro vom Senat soll die Finanzierung über die Hochschulverträge gesichert werden.
Bei der Konzeption des Studiengangs gibt es gleich mehrere Probleme: Die Trennung von Staat und Religion verbietet den staatlichen Hochschulen, die Inhalte des Studiums zu bestimmen und die Professoren im Alleingang zu berufen. Bei den christlichen Theologien arbeiten die Universitäten deshalb mit den Kirchen zusammen. Im Islam gibt es gleich mehrere Ansprechpartner: Islamverbände, Moscheegemeinden sowie Einzelpersonen. In der Arbeitsgruppe zur Konzeption des Studiengangs arbeiteten unter anderem DITIB, die schiiti-
schen Gemeinden Deutschlands sowie die Alevitische Gemeinde mit. Auch Riem Spielhaus, Islamwissenschaftlerin, saß als Expertin im Gremium. »Da wurden die richtigen Personen zusammengebracht«, sagt sie. »Da wurde eine Vertrauenssituation zur HU hergestellt. Auch von muslimischer Seite gibt es dieses Vertrauen.«
Das ist nicht selbstverständlich, denn es gibt bei allen eigene Interessen: Der Beirat will, dass religiöse Grundsätze gewahrt bleiben, die Hochschulen wollen die Forschungsfreiheit und die Politik will, dass die Verwissenschaftlichung der Radikalisierung der Religion entgegenwirkt. Zusätzlich ringen die verschiedenen Strömungen des Islams um die Deutungshoheit. In Münster hatte dies bereits dazu geführt, dass einzelne Verbände forderten, den dort lehrenden Professor abzusetzen. Die Hochschule hält jedoch an ihm fest.