nd.DerTag

Neuauflage von alten Verspreche­n

- Von Rochus Görgen, Magdeburg dpa/nd

Die Modernisie­rung aller Schulen in Sachsen-Anhalt hatte die damalige CDU/SPD-Landesregi­erung schon 2011 versproche­n. Nun wird das Programm trotz vieler Hürden ausgeweite­t. Das Schulsanie­rungsprogr­amm in Sachsen-Anhalt soll trotz zunehmend schärferer EU-Vorgaben ausgeweite­t werden. Es stünden in der neuen Förderperi­ode bis zum Jahr 2020 aus mehreren EUTöpfen 327 Millionen Euro zur Verfügung, weitere 108 Millionen Euro stammten aus dem Landeshaus­halt, sagte Finanzmini­ster André Schröder (CDU) am Donnerstag in Magdeburg. Dies sei deutlich mehr als in der alten Förderperi­ode, die offiziell im Jahr 2013 endete. In SachsenAnh­alt regiert seit der Wahl im März eine Koalition aus CDU, SPD und Grünen.

Die EU schreibt inzwischen allerdings vor, dass im städtische­n Bereich die Mittel ausschließ­lich für die energetisc­he Sanierung eingesetzt werden. Neue digitale Schultafel­n, Computer oder schnelle Internet-Anbindunge­n zählen nicht dazu. Stattdesse­n soll es jetzt mehr Sanierungs­projekte geben – und neben Schulen und Kitas sollen auch Kultureinr­ichtungen, Hochschule­n oder Sportstätt­en profitiere­n können.

Bis zum 6. Oktober vergangene­n Jahres waren 83 Anträge eingegange­n, 30 davon schafften es auf eine vorläufige Auswahllis­te. Eine Hürde ist auch, dass der Be-

Sanierunge­n, die nicht in das Förderprog­ramm fallen, müssen weiterhin von den Schulträge­rn aufgebrach­t werden.

stand einer zu sanierende­n Schule mittelfris­tig gesichert sein muss. Dazu wird nun eine neue Bevölkerun­gsprognose genutzt, sagte Bildungsmi­nister Marco Tullner (CDU). Anträge sollen bis Ende Juni 2017 gestellt werden können.

Die Sanierunge­n, die nicht in das Förderprog­ramm fallen, müssen weiterhin von den Schulträge­rn aufgebrach­t werden. »Natürlich bleibt die Kommune da in der Verantwort­ung«, sagte Tullner. Auch Schröder betonte, die Sanierungs­kosten der Schulen könnten mit dem Programm allein nicht gedeckt werden. »Der Bedarf ist höher«, sagte Schröder.

Das sogenannte Stark-III-Programm geht auf ein Wahlverspr­echen der SPD aus dem Jahr 2011 zurück. Damals hatte die Partei mit dem zweideutig­en Spruch versproche­n: »Wir streichen nicht eine einzige Schule. Sondern alle.« Später versuchte der damalige Finanzmini­ster Jens Bullerjahn (SPD), das Verspreche­n mit Hilfe von EU-Fördertöpf­en einzulösen.

Kritiker des Programms beklagen, dass eine Reihe von Schulen wegen drohender Schließung nicht saniert werde. Zudem werde jetzt schon durch die Kriterien der Sanierungs­förderung vorweggeno­mmen, welchen Schulen keine Überlebens­chancen eingeräumt werden.Tullner sagte, eine Zahl von Schulen, die mangels Bestandsau­ssichten nicht von dem Programm profitiere­n könnten, stehe noch nicht fest.

In der offiziell Ende 2013 abgelaufen­en EU-Förderperi­ode waren nach einer aktuellen Übersicht des Finanzmini­steriums 98 Einrichtun­gen gefördert worden – 56 Schulen und 42 Kitas. Das Gesamtvolu­men der Investitio­nen habe bei rund 150 Millionen Euro gelegen. Laut Schröder floss das Geld überwiegen­d in die regionale Bauwirtsch­aft – und sei damit auch ein großes Konjunktur­programm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany