Humor gegen Hass
Die Journalistin Dunja Hayali hat es getan, die Grünen-Politikerin Katrin GöringEckardt hat es getan: Immer mehr Prominente setzen sich gegen Hasskommentare im Netz zur Wehr, indem sie diese veröffentlichen, erwidern oder die Urheber anzeigen. Doch was kann der Einzelne tun, wenn er verletzende Posts bekommt oder liest, zumal, wenn sie nicht prominent ist?
Hierauf antwortet die neue Kampagne »No Hate Speech«, deren Web- seite heute, am fünften Jahrestag des Anschlags von Utøya, gelauncht wird ( no-hate-speech.de). Ziel ist es, den Betroffenen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind und anderen Nutzern Mut zu machen, zu kontern statt zu schweigen.
Einige bundesweite Initiativen hatten sich des Themas in der Vergangenheit angenommen: Die Amadeu Antonio Stiftung hat mit
no-nazi.net eine Seite ins Leben gerufen, die gegen Rechtsextremismus in den Sozialen Medien kämpft. Die Netzfeministin Anne Wizorek hat mit
#aufschrei einen Hashtag kreiert, unter dem Betroffene über Sexismus im Alltag berichten können.
Hoaxmap.org widerlegt auf einer virtuellen Landkarte Gerüchte gegen Geflüchtete.
Warum also eine Kampagne? »Die Leute recherchieren nicht lange, um sich dann auch noch Leitfäden durch- zulesen«, sagt Konstantina Vassiliou-Enz, Geschäftsführerin der Neuen Deutschen Medienmacher, die das Projekt koordiniert, das vom Europarat initiiert wurde und vom Bundesministerium für Familie gefördert wird. Die Macher haben deshalb nicht nur alle bereits bestehenden Angebote zusammengetragen, sondern auch eigenes Material – Memes, Videos, Textbausteine – hergestellt, das User unkompliziert herunterladen und als Antwort auf verletzende Kommentare posten können. Auch Argumentationshilfen sind verlinkt.
Doch es geht um mehr als Fakten. »Wir wollen keine Hater bekehren. Wir wollen die Betroffenen stärken und ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind«, sagt Vassiliou-Enz. Denn das bloße Argumentieren bringe nichts, Hasskommentatoren fehlten nicht einfach Informationen. Es gehe vielmehr um Emotionen. Deshalb hat sich die Kampagne entschieden, mit Humor auf den Hass zu antworten.
So entwickelten die Macher die Youtube-Serie »Bundestrollamt für gegen digitalen Hass«, einige Folgen sind bereits veröffentlicht. Darin berichtet eine altertümlich anmutende Nachrichtensprecherin über Hass im Netz und lässt auch Betroffene zu Wort kommen: Menschen aus dem Alltag, die mit behindertenfeindlichen oder rassistischen Kommentaren konfrontiert sind, aber auch kleine Berühmtheiten wie die Travestiekünstlerin Jurrasica Parker, die ihre Angreifer auslacht.
Mit Humor dem Hass Einhalt gebieten? »Wir wollen uns nicht über den Hass lustig machen. Dafür sind die Angriffe zu massiv, persönlich, bedrohend und beleidigend«, sagt Vassiliou-Enz. Mit Humor bekämen die Opfer jedoch die Möglichkeit, auf einer emotionalen Ebene zu antworten, ohne selbst Hass zu verbreiten. Es sei selbstermächtigend, »den Hatern die Kraft zu nehmen, indem man komischer ist als die, aber auch cooler und klüger.«