Italiens Freier drohen Renzi
Gesetzentwurf sieht Strafen für die »Käufer« vor
Caterina Bini hat einen Gesetzentwurf ins italienische Abgeordnetenhaus eingebracht. Die Parlamentsabgeordnete der Demokratischen Partei (Pd) will, dass der »Kauf sexueller Dienstleistungen« unter Strafe gestellt wird. Wer als Freier von Prostituierten sexuelle Leistungen in Anspruch nimmt, soll künftig mit einer Geldstrafe zwischen 2500 und 10 000 Euro rechnen müssen. Im Wiederholungsfalle wird auf das Höchstmaß erkannt, zusätzlich muss der Delinquent mit einer Gefängnisstrafe von einem Jahr rechnen.
Die Pd-Abgeordnete erklärte, dies sei der einzige Weg, Prostitution und Menschenhandel einzudämmen. Der Gesetzentwurf ist keineswegs unumstritten. Nebst parallelen Vorschlägen gibt es auch völlig kontroverse, die eine weitere Liberalisierung der Prostitution bis hin zur Wiedereröffnung von »Toleranzhäusern« fordern.
Bini erklärt zu ihrem Vorschlag, man orientiere sich am nordischen Modell: In Schweden, Norwegen, Island und Nordirland sei der käufliche Erwerb sexueller Dienste verboten, was in Schweden zu einer Reduzierung der Prostitution um 65 Prozent, in Norwegen um 60 Prozent geführt habe.
Dabei betonte Bini, das Gesetz sei eine Maßnahme, die Frauen zu schützen und Kriminalität im Zusammenhang mit Prostitution zu bekämpfen. Prostitution selbst sei dabei nicht als Straftat zu sehen, Prostituierte würden nur belangt werden, wenn sie »in der Öffentlichkeit Personen ködern oder zu sexuellen Ausschweifungen verlocken« wollten. Das Gesetz ziele auf die Nutzer und »Missbräuchler« käuflicher Sexualität.
Die katholische Gemeinschaft Papst Johannes XXIII. hat in einer Studie dargelegt, dass in Italien derzeit 100 000 Frauen von Prostitution leben. Ein Viertel seien Minderjährige. Das sei ein Geschäft, das geschätzt monatlich 90 Millionen Euro umsetzt. 65 Prozent davon werden auf dem Straßenstrich erwirtschaftet. Es gebe Menschenhandel, viele Prostituierte kommen aus Flüchtlingsgebieten oder Osteuropa. »Die Opfer«, so die Studie, »kommen aus Nigeria (36 Prozent), Rumänien (32), Albanien (10,5), Bulgarien (9) und Moldau (7).«
Das Gesetz, das die Freier mit Strafe bedroht, soll sich vor allem gegen die kriminellen Akte des Menschenhandels und der Prostitution Minderjähriger wenden.
Kaum hatte Bini ihren Gesetzesantrag ins Parlament gebracht, drohen die Freier, bei Wahlen der Partei von Premier Renzi ihre Stimme vorzuenthalten. »Wir sind neun Millionen, die zu Prostituierten gehen. Wir sind aber auch neun Millionen Wähler, deren Stimme euch bei der nächsten Wahl fehlen könnte«, hieß es unverblümt. »Das interessiert mich nicht. Das sind ganz sicher nicht die Dinge, die mich aufhalten können«, erklärt Caterina Bini.