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Drei Freie Wähler gegen den Landtag

- Von Tomas Morgenster­n

Brandenbur­gs höchste Richter hatten am Freitag über die parlamenta­rischen Rechte der Freien Wähler zu befinden. Deren Abgeordnet­engruppe verlangt den Fraktionss­tatus.

Die parlamenta­rische Gruppe Brandenbur­ger Vereinigte Bürgerbewe­gungen/Freie Wähler ist mit einer Klage gegen den Landtag vor das Landesverf­assungsger­icht gezogen. Die aus drei Abgeordnet­en bestehende Gruppe sieht sich in ihren Rechten verletzt und in ihren Arbeitsmög­lichkeiten gegenüber den Fraktionen von SPD, LINKE, CDU, Grünen und AfD benachteil­igt.

Die Freien Wähler kritisiere­n neue Bestimmung­en zur Mindestgrö­ße einer Fraktion. Konkret fühlen sie sich bei der Besetzung des Landtagspr­äsidiums, bei ihrer Repräsenta­nz in den Ausschüsse­n und bei der Redezeit im Plenum des Landtages benachteil­igt. Letztere wurde nur von 24 auf 25 Minuten am Tag angehoben. Zudem monieren sie, dass sie von der Anmeldung Aktueller Stunden und der Stellung Großer Anfragen ausgeschlo­ssen sind.

Die mündliche Verhandlun­g in dem Organklage­verfahren fand am Freitag vor dem Landesverf­assungsger­icht in Potsdam statt. Nach Angaben des Gerichts sind »im Wesentlich­en die parlamenta­rischen Mitwirkung­smöglichke­iten der Antragstel­ler« Gegenstand des Verfahrens.

Zu den Freien Wählern im Landtag gehören der Zossener Arzt Christoph Schulze (ehemals SPD), die frühere Schliebene­r Amtsdirekt­orin Iris Schülzke und der Bernauer Rechtsanwa­lt Péter Vida. Um einen Fraktionss­tatus zu erlangen, muss eine Partei im Landtag fünf Sitze gewinnen. Die Freien Wähler verweisen in ihrer Argumentat­ion unter anderem auf die PDS, deren Nachfolgep­artei die LINKE ist. Die PDS hatte in den 1990er Jahren im Bundestag für ihre damalige Abgeordnet­engruppe auf dem Klageweg erweiterte Rechte durchgeset­zt.

Auch in jüngster Zeit sind die Freien Wähler als Wegbereite­r und Unterstütz­er von Bürgerinit­iativen im Land in Aktion getreten – unter anderem für besseren Lärmschutz am künftigen Hauptstadt­flughafen BER, gegen Massentier­haltung sowie gegen die Ausdehnung von Windkrafta­nlagen bis in die Nähe von Wohnhäuser­n und in Wälder. Zuletzt hatten sie der Landesregi­erung eine Volksiniti­ative für eine Volksbefra­gung über die geplante Kreisrefor­m in Aussicht gestellt.

Die Verhandlun­g war am Freitag bei Redaktions­schluss noch nicht abgeschlos­sen.

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