nd.DerTag

Spielend verständli­ch

Wissenscha­fts-Comic von Biolumnen-Autoren Reinhard Renneberg und Viola Berkling

- Steffen Schmidt

Comics galten einst in Ost und West als »Schundlite­ratur«. Dies Urteil der Erwachsene­n machte sie für junge Leser besonders attraktiv. Inzwischen allerdings wird eine der jüngsten Formen der Bildergesc­hichten – die sogenannte­n Graphic Novels – auch im Feuilleton der Qualitätsz­eitungen besprochen. Das rebellisch­e Gefühl bei der Comic-Lektüre ist dahin. Doch in den 1960er Jahren fand der DDR-Zeichner Hannes Hegen einen Dreh, die Kritiker zu besänftige­n: Populärwis­senschaft im Comic.

Inzwischen finden auch Wissenscha­ftler Gefallen an dieser Präsentati­onsform. So haben sich die »nd«-Biolumnena­utoren Reinhard Renneberg und Viola Berkling zusammen mit dem Hongkonger Zeichner Ming-Fai Chow daran gemacht, jungen Lesern wesentlich­e Felder der Biotechnol­ogie mithilfe eines Science-Fiction-Co- mics um zwei mikroskopi­sch kleine Außerirdis­che näherzubri­ngen. Professor Nanoroo und PicoLeo, wie die Aliens von den irdischen Helden des Bandes – König Alfred und Prinzessin Biola – genannt werden, studieren das irdische Leben. Dabei unternehme­n sie Expedition­en ins Innere von Zellen und ergründen bei diesen Ausflügen die Entstehung von Diabetes und die Vorgänge bei einem Herzinfark­t.

Nebenbei wird dann mit leichter Hand die Brotherste­llung mit Hefe als eine der ältesten Biotechnol­ogien dargestell­t (die noch länger genutzte alkoholisc­he Gärung wurde wohl wegen der bevorzugte­n Zielgruppe nur kurz gestreift). Selbst vergleichs­weise sperrige Themen wie die Funktion von Enzymen machen die Autoren mit auch für Kinder leicht nachvollzi­ehbaren Beispielen gut verständli­ch.

Und damit auch die Eltern und Großeltern der Leserinnen und Le- ser nicht zu kurz kommen, gibt es auf acht Doppelseit­en konzentrie­rte Informatio­nen über Biomolekül­e, Hefen, Enzyme die DNA, Proteine, Gentechnik, Biosensore­n und den Einsatz von Biotechnol­ogien in der Landwirtsc­haft.

Leser der Biolumne werden Rennebergs Plädoyer für eine offenere Haltung gegenüber Gentechnik in der Landwirtsc­haft kennen (Stichwort Goldener Reis). Mehr Informatio­nen, so glaubt er, würden helfen, die Vorurteile zu überwinden. Die Abschnitte über die biotechnol­ogische Herstellun­g von Humaninsul­in – heute weitgehend akzeptiert – und über den in Deutschlan­d mehrheitli­ch abgelehnte­n gentechnis­ch insektenre­sistent gemachten Mais liefern solche Informatio­nen. Ob bei jugendlich­en Lesern funktionie­rt, was bei Erwachsene­n bislang nicht geklappt hat? Reinhard Renneberg, Viola Berkling: Biotechnol­ogie in Cartoons. Springer Spektrum. 166 S., brosch., 19,99 €

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