Spielend verständlich
Wissenschafts-Comic von Biolumnen-Autoren Reinhard Renneberg und Viola Berkling
Comics galten einst in Ost und West als »Schundliteratur«. Dies Urteil der Erwachsenen machte sie für junge Leser besonders attraktiv. Inzwischen allerdings wird eine der jüngsten Formen der Bildergeschichten – die sogenannten Graphic Novels – auch im Feuilleton der Qualitätszeitungen besprochen. Das rebellische Gefühl bei der Comic-Lektüre ist dahin. Doch in den 1960er Jahren fand der DDR-Zeichner Hannes Hegen einen Dreh, die Kritiker zu besänftigen: Populärwissenschaft im Comic.
Inzwischen finden auch Wissenschaftler Gefallen an dieser Präsentationsform. So haben sich die »nd«-Biolumnenautoren Reinhard Renneberg und Viola Berkling zusammen mit dem Hongkonger Zeichner Ming-Fai Chow daran gemacht, jungen Lesern wesentliche Felder der Biotechnologie mithilfe eines Science-Fiction-Co- mics um zwei mikroskopisch kleine Außerirdische näherzubringen. Professor Nanoroo und PicoLeo, wie die Aliens von den irdischen Helden des Bandes – König Alfred und Prinzessin Biola – genannt werden, studieren das irdische Leben. Dabei unternehmen sie Expeditionen ins Innere von Zellen und ergründen bei diesen Ausflügen die Entstehung von Diabetes und die Vorgänge bei einem Herzinfarkt.
Nebenbei wird dann mit leichter Hand die Brotherstellung mit Hefe als eine der ältesten Biotechnologien dargestellt (die noch länger genutzte alkoholische Gärung wurde wohl wegen der bevorzugten Zielgruppe nur kurz gestreift). Selbst vergleichsweise sperrige Themen wie die Funktion von Enzymen machen die Autoren mit auch für Kinder leicht nachvollziehbaren Beispielen gut verständlich.
Und damit auch die Eltern und Großeltern der Leserinnen und Le- ser nicht zu kurz kommen, gibt es auf acht Doppelseiten konzentrierte Informationen über Biomoleküle, Hefen, Enzyme die DNA, Proteine, Gentechnik, Biosensoren und den Einsatz von Biotechnologien in der Landwirtschaft.
Leser der Biolumne werden Rennebergs Plädoyer für eine offenere Haltung gegenüber Gentechnik in der Landwirtschaft kennen (Stichwort Goldener Reis). Mehr Informationen, so glaubt er, würden helfen, die Vorurteile zu überwinden. Die Abschnitte über die biotechnologische Herstellung von Humaninsulin – heute weitgehend akzeptiert – und über den in Deutschland mehrheitlich abgelehnten gentechnisch insektenresistent gemachten Mais liefern solche Informationen. Ob bei jugendlichen Lesern funktioniert, was bei Erwachsenen bislang nicht geklappt hat? Reinhard Renneberg, Viola Berkling: Biotechnologie in Cartoons. Springer Spektrum. 166 S., brosch., 19,99 €