Moderne Arbeitszeiten
IG-Metall-Vorsitzender kritisiert im nd-Interview Flexibilität um jeden Preis
Berlin. In seinem Film »Moderne Zeiten« gerät Charlie Chaplin als Arbeiter immer wieder in Schwierigkeiten. In den modernen Industriehallen, wo Maschinen den Takt vorgeben, ist kein Platz fürs Individuum, so die Botschaft des Films aus den 30er Jahren. Die standardisierte Massenproduktion am Fließband, die Chaplin hier karikierte, war aber auch Grundlage eines neuartigen Modells: Der Fordismus belohnte die Arbeiter, die sich dem Regime der Maschinen fügten, mit einem materiell weitgehend sorglosen Leben.
Das war auch dem Druck der Gewerkschaften zu verdanken, die nicht nur für hö- here Löhne, sondern auch für humane Arbeitszeiten kämpften. Doch der Fordismus und das, was man als »soziale Moderne« bezeichnet, kamen in den 70ern in die Krise. Unter dem Motto Flexibilisierung drang der Neoliberalismus in alle Lebensbereiche vor. Auch die Arbeitszeiten wurden flexibler. In der postfordistischen IT-Ökonomie wird der Achtstundentag langsam zur Ausnahme.
Die IG Metall startete jüngst mit Blick auf diesen Trend ihre Kampagne »Mein Leben – Meine Zeit«. Die Gewerkschaft müsse sich fragen, wie man der »Entgrenzung der Arbeitszeit etwas entgegensetzen« könne, erklärt der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann im ndInterview. Es gehe seiner Gewerkschaft »auch um eine gerechtere Verteilung des Arbeitsvolumens, zwischen denen, die endlos arbeiten und denen, die allenfalls einen MiniJob haben und gerne mehr arbeiten wollten«.
Im Gespräch mit dieser Zeitung fordert Hofmann von der bundesdeutschen Politik Unterstützung für »an Lebenslagen orientierte Arbeitszeiten«. Schließlich, so Hofmann, sei die Arbeitszeitdebatte »auch im öffentlichen Diskurs virulent und in vielen Politikfeldern präsent«.