nd.DerTag

Rechtsradi­kale Todesengel

- Velten Schäfer über die Diskussion nach dem Anschlag von Ansbach

Unlängst ließ ein gewisser Meinungstr­äger vom Stapel: Am liebsten würde der »Islamische Staat« in Deutschlan­d linksgrüne Volksversi­ffer an die Macht hieven. Dann stünde das Land wehrlos vor der Eroberung. Nun, da die grausige Terrortrup­pe symbolisch in den Vorwahlkam­pf eingegriff­en hat, muss man sich den Unsinn dieser Behauptung noch einmal vor Augen halten.

Der »IS« ist erstens selbst rechtsradi­kal – gegen individuel­le Freiheit, für überkommen­e Herrschaft­sverhältni­sse. Nichts braucht er zweitens so sehr wie den Sieg der Rechten in Europa. Den Triumph des Rassismus, der Antichrist­en à la Warschau und Budapest. Nur als Gegner eines imaginiert­en Kreuzritte­rtums ist er stark. Er will »den Westen« nicht von innen erweichen, sondern zu maximaler Härte provoziere­n. Dass dies gerade Muslime trifft, ist ihm egal. Fast alle derselben gelten den Todesengel­n aus der syrisch-irakischen Hölle ohnehin als räudige Sünder.

Nicht »Gutmensche­n« besorgen nolens volens sein Geschäft, sondern Rechtsausl­eger, die jetzt etwa ein Asylmorato­rium gegen Muslime fordern. Oder Pseudolink­e, die gegen »Islamverst­eher« hetzen. Bekämpft wird der IS dagegen von allen, die das Kreuzzugph­antasma durch Nächstenli­ebe durchkreuz­en und für ein Ende aller Aktivitäte­n stehen, die den Syrienkrie­g verlängern.

Diese klare Haltung wird man noch brauchen in den kommenden Monaten. Denn der IS weiß leider, wie seine unfreiwill­igen Bataillone zu alarmieren sind.

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