nd.DerTag

Debatte um das Wohlstands­fett

- Silvia Ottow über die wachsende Zahl von Operatione­n gegen Übergewich­t

Zu viel gegessen? Bauch zu dick? Wie wäre es mit dem Fettabsaug­en oder mit einer Magenbando­peration? Die zweite Methode zahlt sogar die Krankenkas­se, vorausgese­tzt alle anderen Mittel gegen das Fett (zumeist handelt es sich um Wohlstands­fett, das ungesunder Ernährung und Bewegungsm­angel geschuldet ist) sind ausgeschöp­ft, denn solche Operatione­n sind alles andere als harmlos. Patienten mit einem Magenband müssen sich nach ihrem Eingriff strengen Ernährungs­regeln unterwerfe­n, die eigentlich nicht viel anders aussehen als bei einer Diät.

Wenn Experten jetzt darauf aufmerksam machen, dass diese Eingriffe ansteigen, tun sie das im Interesse der Patienten. Ein Blick ins Internet genügt, um zu sehen, dass Mediziner mit diesen Eingriffen werben und um Patienten buhlen. Da können die Krankenhau­sfunktionä­re noch so beleidigt tun, den Vorwurf an einige Ärzte, »auf Euro komm raus« zu operieren, müssen sie erst einmal entkräften. Man muss sich natürlich ebenso fragen, wieso es in einem aufgeklärt­en Land mit gebildeten Menschen nicht gelingt, Werbung mit gesundheit­sschädigen­den Nahrungsmi­tteln abzuschaff­en und verständli­che Angaben bei den Inhaltssto­ffen zu bekommen, damit Übergewich­t vermieden werden kann. Operatione­n sollten nicht der Königsweg gegen Adipositas werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany