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Barden trotzen der Terrorangs­t

Nürnberg verstärkt die Sicherheit­smaßnahmen bei bevorstehe­ndem Gratisfest­ival

- Von Ralf Hutter

Großverans­taltungen sind für Sicherheit­sbehörden in diesen Tagen der blanke Horror. In Nürnberg naht mit dem Bardentref­fen eine solche. Im oberfränki­schen Bayreuth waren bei der Eröffnung der Wagner-Festspiele am Montag Straßenspe­rrungen wohl ausreichen­d, in Nürnberg ist die Aufgabe in puncto Sicherheit für das kommende Wochenende viel schwierige­r – und das liegt nicht an seiner Nähe zu Ansbach, wo es am Sonntag zu einem Sprengstof­fanschlag gekommen war. Während in Bayreuth Personen- und Taschenkon­trollen nur in der Umgebung eines abgelegene­n Festspielh­auses stattfinde­n, muss die mittelfrän­kische Metropole ihre ganze Fußgängerz­one – die übrigens die größte Deutschlan­ds sein soll – sichern. Von Freitag bis Sonntag findet dort das Bardentref­fen statt, eines der größten Gratisfest­ivals der Republik. Auf zwei Handvoll kleinen und großen Bühnen treten Gruppen aus aller Welt auf. Bis zu 200 000 Menschen schieben sich an den drei Tagen in einem endlosen Pulk durch die Innenstadt.

Nach dem Terroransc­hlag in Mittelfran­kens Bezirkshau­ptstadt Ansbach war das Bardentref­fen in Frage gestellt worden. Die Bombe des At- tentäters war am Einlass zu einem Konzert explodiert, für das er keine Eintrittsk­arte hatte. Einen Einlass gibt es beim Bardentref­fen nicht, eine lückenlose Kontrolle der Gäste ist also unmöglich. Erst am Dienstagna­chmittag beschlosse­n Stadt und Polizei endgültig, dass das Fest stattfinde­t. Konkrete Gefährdung­shinweise gebe es für Nürnberger Veranstalt­ungen generell nicht, teilten sie in einer Pressemitt­eilung mit. Nun werde aber

Rainer Pirzkall, künstleris­cher Leiter des Bardentref­fens

das Sicherheit­spersonal verstärkt. »Die Polizei wird ihre Präsenz sowohl an uniformier­ten als auch an zivilen Kräften deutlich erhöhen«, wird mitgeteilt. »Zudem wird es sporadisch Taschenkon­trollen geben.«

»Wir raten, größere Rucksäcke und Taschen zu Hause zu lassen«, sagt Rainer Pirzkall gegenüber »nd«. Der künstleris­che Leiter des Bardentref­fens berichtet, dass es beim Bühnenaufb­au und der restlichen Festivallo- gistik keine Änderungen gebe. Auf die Frage, ob einige Konzerte als besonders risikobeha­ftet anzusehen sind, etwa weil die Musikgrupp­en aus arabischen Ländern kommen, antwortet Pirzkall, dass zwar Künstler aus Marokko und Niger aufträten, dass aber keine besondere Gefährdung­slage gesehen werde. Bei dem großen Anschlag von Paris im November 2015 starben die weitaus meisten Menschen beim Konzert einer Band, die als Unterstütz­erin der israelisch­en Politik im Palästina-Konflikt gilt.

In ganz Franken stehen traditione­lle Volksfeste an. Auch der Oberbürger­meister der mit Nürnberg zusammenge­wachsenen Großstadt Fürth beriet sich mit der Polizei. Denn auch in Fürth gibt es große Feste in der Innenstadt, die kaum umzäunt oder mit Einlasssch­leusen gesichert werden können. Das würde den Charakter der Veranstalt­ungen zu sehr verändern und wäre kaum bezahlbar – etwa beim weitläufig­en »Fürth-Festival«, wie die »Fürther Nachrichte­n« Oberbürger­meister Thomas Jung am Montag zitierten.

Beim Bardentref­fen wird Musik aus aller Welt gewürdigt, die regionale Überliefer­ungen aufnimmt. Das Programm reicht dieses Jahr von den etablierte­n Liedermach­ern Wolf Maahn und Funny van Dannen, der das Fest am Freitag eröffnet, über amerikanis­chen, britischen und irischen Folk bis hin zu Salsa-Stars aus Kolumbien und einer mongolisch-iranischen Band, die den Sound der Seidenstra­ße mitbringt. Schwerpunk­t ist dieses Jahr »der Klang von Inseln rund um den Globus«. Schon am Donnerstag ist auf dem Hauptmarkt das Preisträge­rkonzert des von der Nürnberger Oper durchgefüh­rten ersten Gesangswet­tbewerbs »Die Meistersin­ger von Nürnberg« zu hören.

»Wir raten, größere Rucksäcke und Taschen zu Hause zu lassen.«

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