Bahn will mehr Sicherheitskräfte
Halbjahresbilanz der Deutschen Bahn präsentiert Fahrgastrekord und Gewinne
Im vergangenen Jahr lief es nicht so gut bei der Bahn. Bei der Halbjahresbilanz am Mittwoch gab sich der Vorstand optimistisch. Trotz stagnierender Umsätze konnte der Gewinn gesteigert werden. Bahnchef Rüdiger Grube zeigte sich am Mittwoch zuversichtlich. »Ein Jahr nachdem wir einen weitreichenden Umbau unseres Konzerns gestartet haben, können wir heute erfreulicherweise feststellen, dass sich die ersten wirtschaftlichen Erfolge einstellen«, sagte der DB-Vorstandsvorsitzende bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz in Berlin.
Zwischen Januar und Juni erwirtschaftete der Konzern nach Angaben vom Mittwoch 603 Millionen Euro und damit 54,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit konnte der Konzern seinen Gewinn zum Halbjahr kräftig steigern. 2015 hatten Streiks, Unwetter und Wettbewerb den Halbjahresgewinn schrumpfen lassen – auf damals 391 Millionen Euro. Gut lief das Geschäft im ersten Halbjahr mit dem Schienennetz und bei der Tochter DB Arriva, die im europäischen Ausland Busse und Bahnen betreibt. Die kriselnde Güterbahn DB Cargo büßte im ersten Halbjahr Umsatz ein, konnte aber ihren Verlust verringern. Die steigenden Gewinne führte Grube auch auf den neuen Fahrgastrekord im Fernverkehr zurück. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres stieg die Zahl der Fahrgäste um 10,6 Prozent auf 66,7 Millionen.
Geld ausgeben will die Bahn für weitere Sicherheitskräfte. Nach Angriffen in Regionalzügen plant die Bahn, zusätzlich mehrere hundert Mitarbeiter einzustellen. Schon heute sind rund 3700 Sicherheitskräfte der Bahn und rund 5000 Beamte der Bundespolizei im Einsatz. Die Sicherheitskräfte sollen in Zügen und Bahnhöfen eingesetzt werden und die Arbeit der Bundespolizei unterstützen. Zusätzlich hatte die Bahn bereits im vergangenen Jahr den weiteren Ausbau der Videoüberwachung beschlossen. Zudem testet der Konzern derzeit den Einsatz von sogenannten Bodycams beim DB-Sicherheitspersonal. Dabei handelt es sich um kleine direkt am Körper getragene Videokameras.
Bis 2025 will die Bahn in vollautomatische Züge investieren. Das sei keineswegs als Kampfansage an die Lokführer zu verstehen, betonte Grube. Der Konzern experimentiert bereits seit längerem mit fahrerlosen Zügen. Anfang Juni hatte Grube in einem Zeitungsinterview erklärt, dass das Unternehmen spätestens 2023 so weit sein werde, »dass wir in Teilen unseres Netzes vollautomatisch fahren können«. Darauf hatte vor allem die Gewerkschaft Deutscher Loko- motivführer (GDL) mit harscher Kritik reagiert.
Nicht zufrieden zeigte sich der Bahnvorstand nach wie vor mit der Pünktlichkeit. Wegen vieler Baustellen hätten im ersten Halbjahr lediglich 78,4 Prozent der Fernzüge ihre Ziele pünktlich erreicht. Grube versicherte aber, es gebe einen »Trend nach oben«.
Der ökologische Verkehrsclub (VCD) bescheinigte der Bahn, »in der Spur« zu sein. »Aber sie könnte noch viel erfolgreicher sein«, sagte der VCD-Bundesvorsitzende, Michael Ziesak und mahnte dringende Investitionen in den Schienenausbau an.
Der in seiner Fraktion für die Bahn zuständige grüne Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel forderte anlässlich der Halbjahresbilanz eine andere Verkehrspolitik des Bundes. Die Bilanz überdecke, »dass das Inlandsgeschäft der Bahn in der Krise ist«, sagte Gastel der »Saarbrücker Zeitung«. Die wirtschaftliche Lage sei »hochkritisch«.