nd.DerTag

Im Krieg, meinetwege­n

Velten Schäfer über die Kanzlerin nach Würzburg und Ansbach

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Der große Auftritt ist bekanntlic­h nicht Sache der Kanzlerin. In Lagen, die anderswo zu emotionale­n Reden an die Nation führen, hält sie eine verfrühte Pressekonf­erenz inklusive »Neun-PunktePlan«: Mehr Drama geht eben nicht mit Angela Merkel.

Doch sollte man sich von ihrem Auftreten nicht täuschen lassen. Merkel hat – wenn auch in skurriler Beiläufigk­eit – vom Kampf »oder meinetwege­n Krieg« gegen den islamistis­chen Terrorismu­s gesprochen. Sie hat in diesem Sinn Offenheit gezeigt für eine neuerliche Debatte über Inlandsein­sätze der Bundeswehr, die verfassung­smäßig bekanntlic­h an innere Kriegszust­ände gebunden sind. Und mit ihrem Bekenntnis zu erleichter­ten Abschiebun­gen hat sie sich jenen Kausalzusa­mmenhang zwischen Flucht und Terror aufdrängen lassen, gegen den sie sich so lange wehrte.

Auf die Anschläge reagiert Merkel also mit der vagen Ankündigun­g von Zugeständn­issen an die Hardliner – ohne sich freilich auf Details festlegen zu lassen. Und, notabene, ohne den Satz zu sagen, den nicht nur Seehofer jetzt hören will: »Wir schaffen das doch nicht.«

Von ihrem gegenteili­gen geflügelte­n Wort kommt Merkel nicht mehr herunter. So sehr ihre Regierung mit »Asylpakete­n« das Grundrecht eingeschrä­nkt hat, so sehr ist sie verdammt, ihre Linie zumindest rhetorisch zu halten. Das aber ist in diesen Zeiten vielleicht gar nicht so wenig. Die Alternativ­e wäre jedenfalls eine Diskussion über die Streichung des Asylrechts.

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