nd.DerTag

Buh für Schäuble

Uwe Kalbe über den Regierungs­streit um die Rentenangl­eichung Ost

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Die SPD-Minister der Bundesregi­erung können einem leid tun. Wie Eleven behandelt Wolfgang Schäuble sie und verweigert ihnen das Taschengel­d, wenn er meint, dass sie es nicht richtig ausgeben. Finanzmini­ster nehmen in jeder Regierung eine Sonderstel­lung ein, doch dieser eine besondere. Vizekanzle­r Sigmar Gabriel bringt ein Solidaritä­tsprogramm für die deutsche Bevölkerun­g zur Begleitung der Integratio­nsausgaben für Flüchtling­e ins Spiel, und Wolfgang Schäuble spricht von einer »erbarmungs­würdigen Politik«. Manuela Schwesig, Familienmi­nisterin, stellt ein Familienge­ld in Aussicht – Wolfgang Schäuble teilt mit, dies sei ökonomisch kontraprod­uktiv.

Nun also Andrea Nahles. Ihr Plan für die Rentenangl­eichung Ost an West ist nichts weniger als die Umsetzung eines Vorhabens im Koalitions­vertrag. Was Wolfgang Schäuble nicht davon abhält zu signalisie­ren, dies sei »keine prioritäre Maßnahme«. Dies lässt an Arroganz kaum zu wünschen übrig, denn ohne Bundesmitt­el kann es nicht gehen. Gleichwohl: Nicht immer muss man Schäubles Opfer bedauern. Der Gesetzesan­trag will zwar die Renten angleichen, aber zugleich jenen Faktor abschaffen, der die Einkommen im Osten bei der Rentenbere­chnung höher bewertet. Damit würde eine Benachteil­igung durch eine andere ersetzt, denn der Osten ist ein Niedrigloh­ngebiet. Deshalb auch diesmal ein Buh für Schäuble: Prioritär ist das Problem allemal.

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