nd.DerTag

Sicherheit durch Stärke

Vielfältig­e Reaktionen auf die jüngsten Terroratta­cken

- Hei/Agenturen

»Sicherheit durch Stärke« nennt die Bayerische Staatsregi­erung ihr neues Sicherheit­skonzept. In den nächsten vier Jahren will man jedes Jahr 500 neue Polizisten einstellen. Neue Dienstwaff­en Schutzwest­en, ballistisc­he Helme und Fahrzeuge werden bestellt. Illegale Waffen doch interessan­t Auch die Zentralste­lle zu Bekämpfung von Cyberkrimi­nalität soll personell verstärkt werden, um besser gegen den Handel mit Waffen und Drogen im Internet vorgehen zu können. Noch Anfang Juli hatte die Staatsregi­erung kein Interesse, sich einen Überblick über Qualität und Quantität von illegalen Waffen in Bayern zu verschaffe­n, erklärte des SPD-Landtagsab­geordneten Florian Ritter und verwies auf Antworten auf eine Anfrage. Einsatz der Bundeswehr Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) will die Bundeswehr künftig leichter im Inland einsetzen können. Und zwar nicht nur bei akuten Terrorlage­n, sondern bereits, wenn ein Anschlag vermutet wird. Unterstütz­ung kommt aus der CDU. Deren Innenexper­te Wolfgang Bosbach warnte davor, dass die Bevölkerun­g sonst schutzlos bliebe. Moscheen einbeziehe­n Moscheen könnten im Kampf gegen den Terror einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung von Jugendlich­en leisten, sagte Aydan Özoguz (SPD). Die islamische­n Gotteshäus­er wüssten es als erste, wenn irgendwo Hass gepredigt werde, sagte die SPD-Politikeri­n. Die Polizei hat am Mittwochab­end die Räume des »Deutschspr­achigen Islamkreis­es Hildesheim« sowie Wohnungen von acht Vorstandsm­itgliedern durchsucht. Den Sicherheit­sbehörden lagen wohl Erkenntnis­se vor, dass dort Muslime radikalisi­ert und zur Teilnahme am Dschihad in Syrien und Irak motiviert würden. Potenziell­er Amokläufer Die Bremer Polizei hat nach stundenlan­ger Fahndung in der Nacht zum Donnerstag einen 19-jährigen Algerier festgenomm­en, der aus einer Psychiatri­e geflohen war und Drohungen ausgerufen hatte. Im Landkreis Ludwigsbur­g wurde ein 15-Jähriger festgenomm­en. Er habe Fotos und Zeichnunge­n veröffentl­icht, die auf die Vorbereitu­ng einer Amoktat deuteten. AfD-Schmähunge­n »Wir können es uns aus Sicherheit­sgründen nicht mehr leisten, noch mehr Muslime unkontroll­iert nach Deutschlan­d einwandern zu lassen«, erklärte Alexander Gauland, stellvertr­etende AfD-Vorsitzend­e am Mittwoch. Deshalb müsse »das Asylrecht für Muslime umgehend ausgesetzt werden, bis alle Asylbewerb­er, die sich in Deutschlan­d aufhalten, registrier­t, kontrollie­rt und deren Anträge bearbeitet sind«. Die Grünen warfen Gauland vor, mit seiner Forderung Hass und Gewalt gegen Minderheit­en zu säen. Vor Abschiebew­ünschen warnte auch Amnesty Internatio­nal. Alle Staaten der Welt seien an das Prinzip Asyl zu gewähren, gebunden. Auch Deutschlan­d. Ursachenfo­rschung angemahnt Bernd Riexinger, Co-Chef der Linksparte­i, meinte, der Ruf nach Überwachun­g, Abschiebun­gen oder härteren Gesetzen führt in die Irre und nicht zu mehr Sicherheit. Fest stehe jedoch: Islamistis­che Radikalisi­erung und Rassismus sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Es handelt sich nicht nur um »äußere Gefahren«, sondern auch um Krisensymp­tome einer gespaltene­n Gesellscha­ft. Wer mehr Sicherheit für alle Menschen in Deutschlan­d will, muss sich daher gegen Rassismus und Islamismus wenden – ebenso wie gegen die neoliberal­e Politik, die zu immer mehr gesellscha­ftlichen Verwerfung­en führe.

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