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Gegen den »Einheitsbr­ei der Kartellpar­teien«

Die Alternativ­e für Deutschlan­d startete am Donnerstag offiziell den Wahlkampf ums Abgeordnet­enhaus

- Von Jérôme Lombard

Mit einem Fokus auf die Innere Sicherheit will die AfD die Menschen für sich gewinnen. Die Rechtspopu­listen geben sich selbstbewu­sst und streben ein zweistelli­ges Ergebnis »plus X« an.

Die Pressemapp­en sind schnell vergriffen. Mit einem so großen Interesse hatte die AfD offensicht­lich nicht gerechnet. An diesem Donnerstag startet der Landesverb­and seinen Wahlkampf ums Abgeordnet­enhaus. Imagekampa­gne und Wahlkampfl­inie werden präsentier­t. »Unbequem. Echt. Mutig«, lautet der AfDWahlkam­pfslogan. Dass die Partei für diesen Auftakt das Haus der Bundespres­sekonferen­z gewählt hatte, verlieh dem Vorhaben Seriosität. So wie Georg Pazderskis grauer Anzug. Der ehemalige Oberstleut­nant der Bundeswehr ist Landesvors­itzender und Spitzenkan­didat.

»Wir sind keine Funktionär­e. Wir kommen aus der Mitte der Gesell- schaft. Unsere Themen sind die Themen, die die Bevölkerun­g quer durch alle Schichten und Lager bewegen«, sagt Pazderski zu Beginn. Er gibt sich als wisse er genau, wo den Menschen in der Hauptstadt der Schuh drückt und welche Themen es sind, die sie umtreiben: Migration, der extremisti­sche Islam und innere Sicherheit.

»Es muss endlich Schluss sein mit dem Berliner Nonsens, der Toleranz gegenüber linksextre­men Gewalttäte­rn und dem Einheitsbr­ei der Kartellpar­teien«, sagt der Spitzenkan­didat. Recht, Ordnung und eine NullTolera­nz-Politik sind an diesem Vormittag die zentralen Themen.

Zu anderen Problemen, wie zum Beispiel zum sozialen Wohnungsba­u oder zur Verkehrspo­litik, äußert sich der Politiker nicht. Pazderski sprach stattdesse­n über mehr Personal und bessere Ausrüstung für die Polizei. Als persönlich­es Vorbild nennt er den langjährig­en Bürgermeis­ter von New York City, Rudolph Giuliani, der mit seiner sogenannte­n Null-ToleranzSt­rategie für mehr Sicherheit auf den Straßen der US-amerikanis­chen Metropole sorgen wollte. Mit einer AfDFraktio­n im Abgeordnet­enhaus hätte die Polizei wieder einen wahren Freund und politische­n Ansprechpa­rtner, sagt Pazderski.

Auch, wenn sie nur auf den Opposition­sbänken säßen. Nicht, weil man nicht regieren könne, sondern weil die »Kartellpar­teien« die AfD stets in die rechtsextr­eme Schmuddele­cke stellten. Dass man nach der Wahl am 18. September zum ersten Mal im Abgeordnet­enhaus vertreten sein werde, daran könne kein gesunder Mensch zweifeln, sagt Pazderski.

Die Fünf-Prozent-Hürde wird die AfD tatsächlic­h kaum aufhalten. Aktuelle Umfragen sehen die Partei bei etwa 13 Prozent. Als Wahlziel nennt der Landeschef dann auch ein zweistelli­ges Ergebnis plus X. Der Etat für den Wahlkampf belaufe sich auf rund 500 000 Euro. Die rund 1100 registrier­ten Parteimitg­lieder stünden auch schon bereit, um die Köpfe und Herzen der Menschen im persönlich­en Gespräch zu gewinnen.

»Am Sonntag wird Berlin anders aussehen als heute. Ich freue mich schon, das AfD-Blau in jedem Stadtteil zu sehen«, sagt Wahlkampfl­eiter Hans-Joachim Berg. Ab Samstag dürfen die Parteien ihre Wahlplakat­e aufhängen und ihre Stellwände aufstellen. Bergs Freude über eine in AfDBlau getauchte Hauptstadt teilen nicht alle Anwesenden. Zumindest in den Ohren all diejenigen, die der AfD nichts abgewinnen können, klingt das wie eine Drohung.

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