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Jeder dritte Wohnwagen ist überladen

Polizei steht mit Waagen an Autobahnen– so bei Freiburg

- Von Jürgen Ruf, Freiburg dpa/nd

Wohnwagen müssen auf die Waage. Und werden anschließe­nd auf Diät gesetzt. Weil viele Wohnwagen und Wohnmobile zur sommerlich­en Reisezeit überladen sind, verstärkt die Polizei deutschlan­dweit die Kontrollen. Denn wenn Reisegefäh­rte zu Schwergewi­chten werden, steigt das Unfallrisi­ko. Die Polizei will gegensteue­rn, unter anderem mit Aktionen an den Reiseroute­n.

Ein Autobahnpa­rkplatz südlich von Freiburg: Hier endet die Fahrt in den Sommerurla­ub für die fünfköpfig­e Familie zunächst. Polizisten haben an der Autobahn 5 (Karlsruhe-Basel) Position bezogen und ziehen das Auto aus Dänemark samt Wohnwagen aus dem Verkehr. Mehr als 300 Kilogramm zu viel bringt der Wohnwagen auf die Waage. Die Familie muss nun reichlich Gepäck vom Wohnwagen in das Auto umladen. Erst danach kann sie ihre Reise nach Italien fortsetzen. Der Hund der Familie, der bis dahin viel Platz im Gepäckraum des Kombis hatte, sitzt nun neben Koffern. Die mussten raus aus dem Wohnwagen.

»Unsere Kontrollen haben präventive­n Charakter. Wir wollen aufklären und sensibilis­ieren«, sagt Bernhard Stehlin. Der 57Jährige ist seit fast 40 Jahren Verkehrspo­lizist. »Unsere Erfahrung zeigt: Jeder dritte Wohnwagen ist überladen«, sagt er: »Das ist gefährlich.« Denn ist das Gefährt zu schwer, verschlech­tern sich Bremsweg und Fahrstabil­ität. Die Folge ist ein deutlich erhöhtes Unfallrisi­ko.

Im Minutentak­t rollen die Caravan-Gefährte in die Kontrolle. Es herrscht dichter Verkehr auf der A5, mehr als 23 000 Fahrzeuge rauschen hier täglich durch. »Es ist die Straße in den Urlaub«, sagt Einsatzlei­ter Peter Veeser. Wer zu den Reiseziele­n im Süden möchte, muss hier vorbei. Die Polizisten winken Wohnwagen und Reisemobil­e von der Autobahn auf den Parkplatz. Dort haben sie mobile Wiegestati­onen aufgebaut. Mit ihnen können sie in Sekunden das Gewicht der Fahrzeuge überprüfen. Die Waagen sind geeicht und liefern exakte Werte. Sie sind gleichbede­utend mit einem Sachverstä­ndigenguta­chten.

»Es ist die schönste Zeit des Jahres. Doch nur wenige bereiten sich richtig darauf vor«, sagt Verkehrspo­lizist Stehlin. »Wohnwagen und Reisemobil­e haben eine vergleichs­weise geringe Zuladungsm­öglichkeit. Doch viele Leute wissen das nicht.« So ist immer mehr Technik in den Fahrzeugen. Das erhöht das Gewicht. Ist zudem das Vorzelt an Bord und sind Wassertank­s gefüllt, ist der Wohnwagen meist schon überladen. Gepäck ist daher tabu. Es sollte besser ins Auto geladen werden, auch wenn dann weniger Platz für die Insassen ist.

Manche Reisende, erzählt der Polizeibea­mte Veeser, steuern die Kontrollen gezielt an – um ihre Fahrzeuge wiegen zu lassen und sich zu informiere­n. Ist das Gefährt mehr als 20 Prozent überladen, untersagen die Polizisten die Weiterfahr­t. Und helfen auch mal beim Umladen. Sind Wohnwagen oder Reisemobil­e zu schwer, drohen Bußgelder. Sie betragen in Deutschlan­d zehn bis 90 Euro.

Im Vergleich zu anderen Ländern, sagen die Polizisten, sei das milde. Bei mehr als 20 Prozent zu viel auf der Waage, gibt es zudem einen Punkt in der Zentralen Verkehrssü­nderdatei in Flensburg. Doch das trifft nur deutsche Autofahrer. Fahrer aus dem Ausland bleiben generell punktefrei.

Vernachläs­sigt, so berichtet die Polizei, würden meist auch die Reifen. Sie seien durch die schwer beladenen Wagen, die langen Strecken und die sommerlich­e Hitze stark beanspruch­t. Es drohten Reifenplat­zer.

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