nd.DerTag

Rajoy muss weg

Martin Ling über die komplizier­te Regierungs­bildung in Spanien

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Spaniens König Felipe VI. hat gesprochen: Der geschäftsf­ührende Premiermin­ister Mariano Rajoy soll eine Regierung bilden. Ein Auftrag ohne Fundament: Hinter Rajoy stehen nur der König und die Abgeordnet­en der rechten Volksparte­i. Stand jetzt erteilen ihm die Sozialiste­n (PSOE) sowie die konservati­ven katalanisc­hen und baskischen Nationalis­ten eine Absage, die er von den Linken – ob Podemos oder separatist­ische Regionalpa­rteien – ohnehin kategorisc­h bekommt. Und selbst der nächstlieg­ende Bündnispar­tner, die rechtslibe­ralen Ciudadanos (Bürger), verweigert dem von Korruption­sskandalen engster Parteifreu­nde umwehten Rajoy ein Sí und bleibt bei der Enthaltung.

Rajoys Hoffnung auf eine Große Koalition, wie sie seine Freundin Angela Merkel in Berlin problemlos zusammenge­zimmert hat, dürfte ein Wunschtrau­m bleiben. Der schwache PSOE-Chef Pedro Sánchez wäre erledigt, wenn er nach seiner Ansage beim König, die PSOE stimme geschlosse­n mit No gegen Rajoy, umfallen würde. Mit Rajoy und Sánchez an der Spitze ist eine Große Koalition nicht denkbar. Dafür müsste zumindest Rajoy gehen.

Auch wenn die Juni-Wahlen Rajoy bessere Karten im Vergleich zu den Dezember-Wahlen eingebrach­t haben, reicht dieses Blatt nicht für die Bildung einer Regierung. Es bleiben drei Optionen: erneute Neuwahl, Rückzug oder Quadratur des Kreises. Für Spanien wäre ein Neuanfang ohne Rajoy das Beste.

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