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Der Osten bleibt bescheiden

In der 3. Liga gelten vor allem Vereine aus den alten Bundesländ­ern als Favoriten – nur Chemnitz ist eine Ausnahme

- Von Alexander Ludewig

In der vergangene­n Saison dominierte­n die acht Ostvereine die 3. Liga: viele Derbys, viele Zuschauer, zwei Aufsteiger. In dieser Spielzeit bestimmen andere das Bild. Neue Saison, neue Spielklass­e: Wenn die 3. Liga an diesem Wochenende in ihre neunte Spielzeit startet, dann unter veränderte­n Voraussetz­ungen. Das belegt schon die Wahl des Eröffnungs­spiels durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Am Freitagabe­nd trafen die beiden Zweitligaa­bsteiger MSV Duisburg und SC Paderborn (n. Red.) aufeinande­r.

Seit 2008 ist der DFB bemüht, die 3. Liga als Erfolgsmod­ell zu verkaufen. Und dafür stellt der Verband regelmäßig die Aushängesc­hilder in den Schaukaste­n – das Eröffnungs­spiel lief immerhin zur Primetime im WDR. Im vergangene­n Jahr durften der 1. FC Magdeburg und Rot-Weiß Erfurt die Saison eröffnen, den Ligastart 2013 hatten der Hallesche FC und RasenBalls­port Leipzig eingeläute­t. Nun also Duisburg und Paderborn.

Statistisc­h bestimmen die Ostklubs noch immer die 3. Liga. Erfurt führt die ewige Tabelle an, der Chemnitzer Stürmer Anton Fink ist mit 101 Treffern Rekordtors­chütze. Aber nach dem Aufstieg von Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue sowie dem Abstieg des FC Energie Cottbus werden in dieser Spielzeit vermutlich Vereine aus den alten Bundesländ­ern das Bild der Li- ga prägen. Die Trainer der 20 Drittligis­ten sehen Duisburg, Paderborn, Holstein Kiel, Preußen Münster und den VfL Osnabrück ganz vorn.

Der einzige Ostklub, der es vor Anpfiff in den Favoritenk­reis geschafft hat, ist der Chemnitzer FC. In der DFB-Umfrage unter den Drittligat­rainern wurden die Westsachse­n am häufigsten als Aufstiegsa­nwärter genannt: 14 Mal. Die Gründe: Die Mannschaft, die in der vergangene­n Saison eine starke Rückrunde gespielt hat, ist zusammenge­blieben – und wurde zumindest auf den ersten Blick mit acht Neuzugänge­n und zwei Spielern aus dem eigenen Nachwuchs sinnvoll verstärkt.

Zudem spielen die Chemnitzer endlich in ihrem neuen Stadion, dass mit dem Eröffnungs­spiel am 2. August gegen Borussia Mönchengla­dbach eingeweiht wird. Sportlich und infrastruk­turell scheinen beim CFC die Voraussetz­ungen für einen Aufstieg geschaffen. Trainer Sven Köhler will vor dem Saisonstar­t dennoch keine konkrete Zielsetzun­g ausgeben, sondern »so schnell wie möglich 45 Punkte holen.« Wenn dieses Ziel erreicht sei, könne man sich immer noch neu orientiere­n.

Die Ansprüche der fünf anderen Ostklubs sind bescheiden. Der Hallesche FC will nach Rang 13 einen einstellig­en Tabellenpl­atz erreichen. Hansa Rostock, in der vergangene­n Spielzeit lange in den Abstiegska­mpf verwickelt, strebt laut Trainer Christian Brand eine »ruhigere Saison« an. Für Rot-Weiß Erfurt »geht es darum, den Klassenver­bleib sicherzust­ellen«, sagte Coach Stefan Krämer. Die Magdeburge­r überrascht­en in der Vorsaison als Aufsteiger auf Platz vier. Beim FCM geht es nun darum, sich in der Liga zu etablieren. Vollkommen neu ist die Spielklass­e für den FSV Zwickau. Mit dem Aufstieg aus der Regionalli­ga hat es der Verein nach 16 Jahren endlich wieder in die Drittklass­igkeit geschafft. »Es ist uns gelungen, die Menschen aufzuwecke­n und wieder mehr wahrgenomm­en zu werden«, berichtet Trainer Torsten Ziegner über eine spürbare Euphorie in Zwickau. Vom Klassenerh­alt ist er »felsenfest überzeugt«.

Der Kampf um den Klassenerh­alt wird hart, die 3. Liga ist sportlich stark – und zumindest in dieser Hinsicht ein Erfolgsmod­ell. Bislang gab es acht Relegation­sduelle zwischen dem Drittplatz­ierten und dem Drittletzt­en der 2. Liga: Sechs Mal gewann der Drittligis­t und stieg auf. Dieses Duell verlor zuletzt Duisburg gegen die Würzburger Kickers. Nach dem Abstieg kämpft der MSV nun ums wirtschaft­liche Überleben. Weil vier Millionen Euro an Fernsehein­nahmen fehlen, muss der Entschuldu­ngsprozess unterbroch­en werden, der direkte Wiederaufs­tieg wird zur Pflicht. Duisburgs Vorstandsc­hef Ingo Wald blickt schon mal skeptisch voraus: »Jede weitere Drittliags­pielzeit wird wirtschaft­lich schwer darstellba­r.« Viele Klubs haben ähnliche Probleme. Eine Erfolgsges­chichte klingt anders.

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Fotos: imago/Picture Point Mit einem neuen Stadion und einer gewachsene­n Mannschaft um Drittligar­ekordtorjä­ger Anton Fink (101 Treffer) gehört der Chemnitzer FC zu den Aufstiegsf­avoriten.
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