Geld für Kultur – nicht fürs Militär
Heute ist Neuschwanstein eine Goldgrube, doch seinen Erbauer ruinierte es. König Ludwig II. von Bayern (18451886) gab so viel Geld für seine Schlösser aus, dass er am Ende bankrott war. Im Jahr 1886 wurde er schließlich von seiner eigenen Regierung für geisteskrank erklärt und festgenommen. Tags darauf starb er im Alter von 40 Jahren im Starnberger See – ob es Suizid war, ist umstritten.
Bis heute spiegelt Neuschwanstein die Seele des Königs: Auf der einen Seite ist der Bau hoffnungslos nostalgisch – auf der anderen Seite ist das Schloss vollgestopft mit der damals modernsten Technik in Form von Heizung, Telefon und Toilettenspülung.
Ludwig lebte zur Zeit von Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898). Im Alter von nur 18 Jahren zum Kö- nig proklamiert, musste er sich 1871 damit abfinden, dass Bayern im preußisch dominierten Kaiserreich aufging. Das frustrierte ihn sehr. Als Gegner des Krieges wollte er das Geld zudem lieber für Kultur ausgeben als fürs Militär. Besonders liebte er die Musik – er war ein wichtiger Förderer von Richard Wagner. Doch durchsetzen konnte er sich mit seinen Vorstellungen nicht.
Zeitweise spielte er deshalb mit dem Gedanken, sein Königreich gegen eine Kanareninsel einzutauschen. Dann entschloss er sich, Bayern durch den Bau wunderbarer Schlösser zum Mittelpunkt der Schönheit zu machen, um so die Welt zu verbessern. Der »Märchenkönig« zog sich zusehends in seine eigene Traumwelt zurück, auch wenn er die Amtsgeschäfte bis zur Entmachtung formal weiterführte.