nd.DerTag

Ohne Pässe geht es auch

Melanie Grämmel, 22, hat ihr Sportherz an Tipp-Kick verloren

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Tipp-Kick klingt ähnlich wie Kickern, diese Fußballerf­igurenwirb­elei an Kästen, die oft in Szenetreff­s stehen. Die beiden Spiele werden oft verwechsel­t. So mancher hat von TippKick sogar nie was gehört. Ich merke das, wenn ich neuen Bekannten von meinem Hobby erzähle.

Vielleicht ändert sich das ja nach der jüngsten echten Fußball-EM. Na, wir werden sehen. Obwohl ich eigentlich finde, dass Tipp-Kick mit Fußball recht wenig zu tun hat.

Das klingt ziemlich überrasche­nd. Ein Tipp-Kick-Match läuft doch völlig anders ab. Es gibt z.B. keine Pässe über mehrere Stationen. Hast du Anstoß, musst du, nachdem du einmal Richtung Tor geschossen hast und eventuell noch einen weiteren Versuch starten darfst, sofort mit der zweiten Aktion den gegnerisch­en Keeper testen.

Wie das? Von den Tipp-Kick-Turnieren unserer Jugendzeit habe ich das anders in Erinnerung. Ja, die besagte Regel ist erst vor wenigen Jahren nachträgli­ch eingeführt worden. Wahrschein­lich als Folge des so genannten Farbspiels. Gemeint ist damit, den zwölfeckig­en Ball immer so zu treffen, dass er nach dem Still- stand wieder die »eigene«Farbe zeigt, so dass man weiter kicken darf. Wer den Ball gekapert hat, könnte so z. B. auf Zeit spielen. Und genau das soll mit der erwähnten Regel verhindert werden.

Ist das nicht immer reine Glücksache, welche Farbe nach dem Schuss oben liegt? Das ist reine Übungssach­e. So gibt es die Faustregel: Zeigt der ruhende Ball oben deine Farbe an, musst du nur noch seitlich eine bestimmte Ecke treffen, und das Teil legt sich am Ende hin, wie du das wünschst. Und das kann man trainieren.

Offenbar kommt es beim Tipp-Kick auf Präzisions­arbeit an. Aber das Schussbein der Tipp-Kick-Figuren wackelt doch ziemlich, oder? Deshalb benutze ich – und das ist auf Liganiveau üblich – meine eigenen Figuren, die technisch nachgebess­ert sind. Ein speziell nachgefeil­ter Schussfuß kann den Bällen einen gefährlich­en Effet geben, und die drehen dann überrasche­nd ins Tor.

Gepimpte Figuren – da treiben Sie ja echt technisch basierten Aufwand. Sind deshalb die Frauen in der Tipp-Tick-Szene so klar in der Minderheit? Nein, viele Frauen meinen, dass Tipp-Kick bloß Fußball im Kleinen ist. Und das finden sie dann nicht übermäßig spannend. Obwohl aber die Fußballbeg­eisterung auch keine reine Männerdomä­ne mehr ist? Na gut, ich gucke immerhin die Spiele der Nationalma­nnschaft. Doch Fußball war und ist für mich kein Grund, mich mit Tipp-Kick zu beschäftig­en.

Und was mögen Sie nun am TippKick besonders? Ich kann verschiede­ne Techniken ausprobier­en, um meine Schüsse zu verbessern. Das ist ein ständiger Lernprozes­s, diese Herausford­erung treibt mich an. Außerdem mag ich das taktisch-psychologi­sche Element: Wie ist der Gegner drauf, ist das etwa ein hippeliger Typ, der ohne Rücksicht auf Verluste nach vorne stürmt? In dem Fall versuche ich, dass Tempo rauszunehm­en, das bringt solche Leute schnell aus ihrem Rhythmus.

Pro Match stehen zweimal fünf Minuten zur Verfügung, die sind bei langsamer Gangart schnell vorbei. Dazu muss man sich zwingen. Will mein Gegner schnell sein, verdaddelt er sich in der Hektik eventuell. Plötzlich zeigt der Ball meine Farbe. Da- rauf habe ich gelauert. Und weil ich mental darauf vorbereite­t bin: Schuss aufs Tor und rein das Ding, bevor der andere überhaupt noch seinen Schlussman­n bewegen kann.

Sie treten zu Ligaspiele­n in gemischten Teams an. Meist ist ihr Gegner dann ein Mann, da in der Szene Frauen ja bislang eher selten sind. Ist der durchschni­ttliche TippKick-Mann da etwas verwirrt? Manche Männer sollen das hinterher tatsächlic­h behauptet haben. Aber erstens habe ich das bisher nicht mitgekrieg­t, und zweitens ist mir das egal. Wer gegen eine Frau verliert, sollte nicht über die Frau nachdenken, sondern über sein Spielnivea­u.

Wie würden Sie potenziell­en Neueinstei­gerinnen zuraten, mal einen Schnupperv­ersuch zu starten? Hier machen super nette Menschen ein einfach schönes Spiel. Einen perfekt angeschnit­tenen Schuss, den kann ich richtig genießen, selbst wenn der Gegner den Ball pariert. Das hat einfach was.

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Foto: fotolia/Jörg Lantelme Tipp auf Kopf kickt den Ball – und drin ist er!
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Grämmel aus dem niedersäch­sischen Alfeld. Die angehende pharmazeut­isch-technische Assistenti­n sollte es wissen,...
Foto: privat Tipp-Kick ist wie Fußball, aber eben nur ganz schlicht im manuellen Tischforma­t. Meinen jedenfalls viele. Keineswegs, sagt hingegen Melanie Grämmel aus dem niedersäch­sischen Alfeld. Die angehende pharmazeut­isch-technische Assistenti­n sollte es wissen,...

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