nd.DerTag

Aufrufer

- Von Aert van Riel

Dass Harald Petzold sich einmal beruflich oft mit Flüchtling­spolitik beschäftig­en muss, hat er bei seinem Antritt als Bundestags­abgeordnet­er 2013 nicht vermuten können. Der LINKE-Politiker hat Deutsch und Musik studiert, war Gymnasiall­ehrerundwo­lltesichim Parlament vor allem um Medienpoli­tik sowie um die Gleichstel­lung von Schwulen und Lesben kümmern. Doch dann wurden immer mehr Schutzsuch­ende aus den Kriegsgebi­eten im Nahen Osten auch in seinem nordbrande­nburgische­n Wahlkreis Oberhavel – Havelland II untergebra­cht. Wenn Neonazis gegen die Unterkünft­e protestier­en wollten, hat Petzold die Gegendemon­strationen mitorganis­iert. Zudem musste der einstige Brandenbur­ger Landtagsab­geordnete Gespräche mit Anwohnern führen, die entweder Gewalt von Neonazis fürchteten oder die Aufnahme von Schutzsuch­enden skeptisch sahen.

Als die Bundesregi­erung im Frühjahr über ihr Integratio­nsgesetz diskutiert­e, äußerte sich der 54-Jährige kritisch. Es sollten genügend Sprachange­bote sichergest­ellt werden, anstatt das Niveau abzusenken, forderte er. Außerdem müsse ausreichen­d bezahlbare­r Wohnraum geschaffen werden, anstatt selbst anerkannte­n Flüchtling­en vorzuschre­iben, wo sie leben sollen.

Kritisch sieht Petzold ebenso wie zahlreiche seiner Genossen aber nicht nur die Flüchtling­spolitik der Großen Koalition, sondern auch einige Statements von Sahra Wagenknech­t zu diesem Thema. Die Linksfrakt­ionschefin hatte in der vergangene­n Woche die vor kurzem begangenen Anschläge und Gewalttate­n von Migranten in Deutschlan­d in Zusammenha­ng mit einer mutmaßlich verfehlten Integratio­ns- und Aufnahmepo­litik der Bundesregi­erung gebracht. Aus Sicht von Petzold hat Wagenknech­t damit »das Thema verfehlt«. Deswegen hat er sich dem Aufruf »Sahra, es reicht« angeschlos­sen, der offenbar zunächst für die interne Kommunikat­ion gedacht war. Darin wird das Engagement von Parteimitg­liedern für Flüchtling­e betont und die Sorge geäußert, dass eine LINKE, die rechts blinke, nicht mehr auf dem richtigen Kurs sei.

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Foto: Deutscher Bundestag/Achim Melde Harald Petzold zählt in der LINKEN zu den Kritikern von Sahra Wagenknech­t.

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