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Unnötige Überkapazi­täten

Thüringen schließt zahlreiche Flüchtling­sheime

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Infolge der stark gesunkenen Zahl von neu in den Freistaat kommenden Flüchtling­en trennt sich Thüringen von etwa der Hälfte seiner in der jüngeren Vergangenh­eit bestehende­n zehn Erstaufnah­meeinricht­ungen. Derzeit seien etwa 500 Flüchtling­e in den Heimen in Suhl und Gera untergebra­cht – wo doch beide Unterkünft­e jeweils eine Kapazität von mehr als 1000 Plätzen hätten, sagte Thüringens Migrations­minister Dieter Lauinger (Grüne). Deshalb sei es »durch nichts zu rechtferti­gen«, weiterhin noch einen dritten oder sogar noch mehr Erstaufnah­mestandort­e in Thüringen zu betreiben.

Beide Flüchtling­sheime, die in Suhl auf einem ehemaligen Militärgel­ände und in Gera in einem ehemaligen Krankenhau­s untergebra­cht sind, sollen nach dem Willen Lauingers das Rückgrat des Flüchtling­smanagemen­ts im Freistaat bleiben. Eine Industrieh­alle in Hermsdorf und ein ehemaliges Internat im Geraer Stadtteil Liebschwit­z werde das Land als Reserve für den Fall vorhalten, dass die Flüchtling­szahlen schnell wieder deutlich anstiegen, so Lauinger. Die Nutzungsve­reinbarung­en zu den übrigen Einrichtun­gen – unter anderem in Gotha, Ohrdruf und Mühlhausen – wolle man dagegen entweder zeitnah auslaufen lassen oder über Aufhebungs­verträge beenden.

Letzteres sei im Fall der für Sonneberg geplanten Erstaufnah­meeinricht­ung geschehen. Dort würden dem privaten Investor alle Kosten vom Land erstattet, die ihm für den Versuch entstanden seien, aus mehreren Plattenbau-Blocks ein Flüchtling­sheim zu machen.

Offen sei derzeit noch, ob die ursprüngli­ch einzige Erstaufnah­meeinricht­ung Thüringens in Eisenberg in Zukunft als Flüchtling­sheim genutzt werden solle oder nicht, sagte Lauinger. Das Objekt müsse eigent- lich kernsanier­t werden. Ob sich dieser Aufwand allerdings angesichts des neuen Flüchtling­skonzeptes des Freistaats lohne, sei noch nicht entschiede­n.

Möglich werden die Schließung­en der Heime nach Angaben Lauingers durch die stark gesunkenen Flüchtling­szahlen. Seit März sei die Anzahl der neu nach Thüringen kommenden Schutzsuch­enden eingebroch­en: Im Juni seien 209 Menschen gekommen, im Mai 144, im April 70, im März 228. Im vergangene­n Jahr waren pro Monat teilweise mehrere tausend Flüchtling­e nach Thüringen gekommen. Die neuen Zahlen ermöglicht­en dem Land auch, ein Integratio­nspaket in Höhe von 50 Millionen Euro zu schnüren. Das Geld, das für die Erstaufnah­me nicht gebraucht wird, soll aus dem Haushalt des Freistaate­s an die Kommunen gehen, damit diese damit unter anderem Kita-Plätze für Flüchtling­skinder bezahlen können.

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