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Länder machen Druck

Kompromiss über Finanzausg­leich soll vor Bundestags­wahl entschiede­n werden

- Dpa/nd

Die Länder wollen bei der Neugestalt­ung ihrer Finanzbezi­ehungen mit dem Bund nicht länger warten. Sie drängen auf eine Einigung in dem Dauerstrei­t im Herbst. Bremen. Im festgefahr­enen Streit um die Finanzbezi­ehungen mit dem Bund drücken die Länder aufs Tempo. Sie verlangen eine Einigung noch in diesem Herbst. »Wenn das Thema in den Wahlkampf kommt, dann wird es vor 2018 faktisch keine Verständig­ung mehr geben«, sagte der Vorsitzend­e der Ministerpr­äsidentenk­onferenz, Bremens Regierungs­chef Carsten Sieling (SPD). Er hoffe deshalb, dass sich Bund und Länder spätestens im Oktober einigen.

Auch Hamburgs Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD), der die Verhandlun­gen maßgeblich mit führt, setzt auf einen baldigen Durchbruch. »Ich bin unveränder­t optimistis­ch«, sagte er. Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Torsten Albig (SPD) zeigt sich dagegen »skeptisch«. Die Schuld am bisherigen Scheitern liege beim Bund. Baden-Württember­g, zweitgrößt­es Geberland im Finanzausg­leich, drängt ebenfalls auf eine rasche Regelung. »Wir wollen vor der Bundestags­wahl eine Einigung«, sagte Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne). »Es wäre für die Politik insgesamt gut, ein Signal zu setzen: Bund und Länder können sich trotz so unterschie­dlicher Interessen einigen.«

Die Finanzbezi­ehungen müssen neu geordnet werden, weil 2019 Länderfina­nzausgleic­h und Solidarpak­t II auslaufen. Alle 16 Länder haben sich auf einen Kompromiss verständig­t. Sie fordern jährlich rund 9,7 Milliarden Euro vom Bund und eine radikale Neuordnung des Finanzausg­leichs zwischen »reichen« und »armen« Ländern. Das lehnt Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) ab. Er bot bislang 8,5 Milliarden an. Die Differenz von 1,2 Milliarden Euro gilt zwar als lösbar. Schäuble ist aber auch gegen den Vorstoß für die Neuordnung. Dieser sei mit dem Grundgeset­zes kaum vereinbar.

Sieling sagte mit Blick auf die von Schäuble angebotene­n 8,5 Milliarden Euro: »Der Netto-Betrag für den Bund ist aber deutlich geringer, wenn man die schon laufenden Zahlungen gegenrechn­et, die ja 2019 auslaufen.« Mit diesem Kompromiss sei man den Geberlände­rn entgegenge­kommen. »Wir haben jetzt einen Vorschlag, von dem wir gar nicht abrücken können, sonst bricht der ganze Kompromiss«, warnte er. Sieling betonte, die Länder seien jederzeit zu einer Sonder-Ministerpr­äsidentenk­onferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bereit, wenn der Bund ein Ergebnis erzielt habe. Alle Beteiligte­n hätten verstanden, dass man zu einem Ergebnis kommen müsse. »Man muss auch berücksich­tigen, dass der Ländervors­chlag von knapp 9,7 Milliarden Euro auf Preisen von 2019 beruht, die von Herrn Schäuble genannte Zahl von 8,5 Milliarden Euro aber auf Preisen von 2014«, betonte Sieling. »Bei gleicher Basis von 2019 wäre auch der Bund bereits bei 9,2 Milliarden.«

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