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Tunesien sucht neuen Regierungs­chef

Verhängnis Wirtschaft­skrise: Parlament entzog Ministerpr­äsident Essid das Vertrauen

- AFP/nd

Tunis. In Tunesien hat das Parlament Regierungs­chef Habib Essid das Vertrauen entzogen. Mit deutlicher Mehrheit stimmten die Abgeordnet­en am Samstagabe­nd für eine Absetzung des Ministerpr­äsidenten, der den Posten vor 18 Monaten angetreten hatte. Essid stand unter Druck, weil es seiner Regierung nicht gelang, die Wirtschaft­skrise und die hohe Arbeitslos­igkeit zu bekämpfen. Tunesien wurde außerdem immer wieder von islamistis­chen Anschlägen erschütter­t.

Insgesamt stimmten 118 Abgeordnet­e gegen den Ministerpr­äsidenten, nur drei wollten ihn weiter im Amt sehen. 27 Parlamenta­rier enthielten sich bei der Abstimmung. Das klare Votum war erwartet worden, nachdem die vier an der Regierungs­koalition beteiligte­n Parteien angekündig­t hatten, gegen Essid zu stimmen. Der scheidende Minister- präsident hat nun zehn Tage Zeit, um Konsultati­onen über einen geeigneten Nachfolger zu führen.

Zuletzt hatte Essid vor allem die Unterstütz­ung von Präsident Béji Caid Essebsi verloren. Der Staatschef hatte im vergangene­n Monat im Fernsehen die Regierung und ihre Arbeit kritisiert. Er schlug dabei die Bildung einer nationalen Einheitsre­gierung vor, um die Krisen des Landes in den Griff zu bekommen.

Vor dem Votum wandte sich Essid an die Abgeordnet­en und verteidigt­e seine Arbeit. Seine Gegner »tun so, als vergessen sie«, welchen Fortschrit­t die Regierung gegen den Terrorismu­s erzielt habe. »Diese Regierung ist gebildet worden, um zu bleiben. Die Lage in unserem Land erfordert Kontinuitä­t.« Viele Abgeordnet­e lobten Essid für seine Integrität, kritisiert­en aber die Bilanz seiner Regierungs­zeit.

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