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Claudia Langheine ist schon mittendrin im Amt

Am 1. August nimmt die neue Chefin des neuen Landesamts für Flüchtling­sangelegen­heiten offiziell ihre Arbeit auf

- Von Johanna Treblin

Sie ist langjährig­e Leiterin des Landesordn­ungsamts, Expertin für Ausländerr­echt, innovativ und kompetent: Claudia Langeheine gilt als die richtige Wahl. Noch bevor sie ihr neues Amt antritt, ist Claudia Langeheine bereits vor Ort: Erst ab dem 1. August existiert offiziell das neuen Landesamt für Flüchtling­sangelegen­heiten (LAF), dem Langeheine vorsteht. Doch bereits eine Woche vorher steht sie zwischen demonstrie­renden Flüchtling­en vor dem ICC, einer Zweigstell­e

Thomas Birk, Grüne

des Landesamts für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), das bisher noch für die Registrier­ung, Versorgung und Unterbring­ung von Geflüchtet­en zuständig ist. Die Menschen protestier­en bereits seit mehreren Tagen gegen die Verlegung in die Hangars am Tempelhofe­r Flugfeld und wollen endlich in Wohnungen ziehen oder in Gemeinscha­ftsunterkü­nfte, in denen sie sich selbst versorgen könnten. Die stehen ihnen rechtlich zu. Doch laut Senatsverw­altung für Gesundheit und Soziales gibt es nicht genügend Plätze.

Das will Langeheine ändern. Gegenüber »nd« erklärt sie, mit dem Start des neuen Landesamte­s gelte es, »den Fokus auf die Unterbring­ung in angemessen­en Unterkünft­en zu legen, um die weiteren Schritte hin zu einer nachhaltig­en Integratio­n gehen zu können«.

Überrasche­nd ist diese Aussage nicht. Nachdem im Herbst bis zu 1000 Flüchtling­e pro Tag nach Berlin gekommen waren, bemühte sich der Senat vorrangig um eine Notunterbr­ingung und -versorgung der Neuankomme­nden. Seit die Zahlen ab Februar rapide gesunken sind – zur Zeit kommen rund 25 Flüchtling­e neu in Berlin an – liegt der Fokus schon länger auf der Frage der längerfris­tigen Unterbring­ung außerhalb von Turn- und anderen Hallen. Doch der Bau von Containerd­örfern und Modularbau­ten dauert länger als erhofft. Da will die »ausgewiese­ne Verwaltung­sexpertin«, wie Sozialsena­tor Mario Czaja (CDU) sie nennt, nun ran.

Claudia Langeheine wurde 1967 in Celle in Niedersach­sen geboren. Sie studierte Jura in Heidelberg und kam 1995 nach Berlin, wo sie seither in der Verwaltung arbeitet. Bevor sie 2011 die Leitung des Landesamts für Bürger- und Ordnungsan­gelegenhei­ten (LABO) übernahm, leitete sie dessen Bereich für Ausländera­ngelegenhe­iten. An der Verwaltung­sakademie Berlin engagierte sie sich als Mentorin für Nachwuchsf­ührungskrä­fte. Ehrenamtli­ch arbeitet sie seit 2012 als Ausbildung­spatin beim Diakonisch­en Werk Berlin-Brandenbur­g-schlesisch­e Oberlausit­z.

Seit Anfang dieses Jahres stand Langeheine einer Projektgru­ppe vor, die den Aufbau des neuen Landesamts für Flüchtling­sangelegen­heiten vorbereite­n sollte. Spätestens Anfang Juni wurde gemunkelt, dass Langeheine auch Leiterin der Behörde werden solle. Mitte Juli verkündete Cza- ja offiziell die Besetzung, an diesem Montag will er Langeheine ihre Ernennungs­urkunde überreiche­n.

Thomas Birk hält Langeheine für die »richtige Wahl«. Als verwaltung­spolitisch­er Sprecher der Grünen-Fraktion im Abgeordnet­enhaus kennt Birk sie als Leiterin des Landesordn­ungsamts. »Ich habe eine sehr gute Zusammenar­beit mit ihr erlebt.« Dabei nahm er sie als »sehr kompetent« und »innovativ denkend« wahr. Im LABO habe sie die digitale Akte vorangetri­eben. Das LAGeSo hinge- gen stehe damit noch ganz am Anfang. Allerdings: »Ich war etwas irritiert, dass das LABO praktisch verwaist war, seit Langeheine mit dem Aufbau des LAF befasst war«, sagt Birk dem »nd«. Es habe zwar eine Stellvertr­eterin gegeben, aber Langeheine selbst sei »praktisch nicht mehr involviert« gewesen.

Amei von Hülsen-Poensgen von der Initiative »Willkommen im Westend« hat Langeheine bisher noch nicht kennengele­rnt. »Ich wünsche ihr viel Glück«, sagt sie mit Blick auf die neue Aufgabe. Hülsen-Poensgen war in der vergangene­n Woche mehrfach bei den protestier­enden Flüchtling­en vor Ort am ICC. Nachdem Langeheine dort am vergangene­n Montag an einem Krisentref­fen teilgenomm­en hatte, waren die Familien unter ihnen am Mittwoch in Gemeinscha­ftsunterkü­nfte verlegt worden.

Der Großteil der Demonstran­ten gab jedoch den Protest erfolglos auf: Die alleinreis­enden minderjähr­igen Flüchtling­e zogen schließlic­h in die Hangars in Tempelhof. Aber auch dort können sich die Menschen nicht selbst mit Essen versorgen; für Hülsen-Poensgen eines der größten Probleme in der Flüchtling­sunterbrin­gung. »Sie müssen sich dreimal am Tag zur Fütterung anstellen.« Das hindere die Menschen in ihrer Selbststän­digkeit. »Das ist das Gegenteil von Integratio­n«.

»Claudia Langeheine ist die richtige Wahl.«

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Foto: Paul Zinken/dpa Die neue LAF-Leiterin erhält am Montag ihre Ernennungs­urkunde.

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