nd.DerTag

Kehrtwende unmöglich

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Innensenat­or Frank Henkel (CDU) hat sich mit seinem Vorgehen gegen das Hausprojek­t in der Rigaer Straße 94 in Friedrichs­hain ins politische Abseits manövriert. Neben der Opposition steht auch die SPD im Konflikt nicht mehr auf seiner Seite. Und nun hat eine Umfrage ergeben, dass selbst rund zwei Drittel aller CDU-Wähler Gespräche befürworte­n, um eine politische Lösung des Konfliktes zu erreichen. Hinter Henkel stehen nur noch sein Parteikoll­ege Kurt Wansner und die Polizei.

Was genau treibt Henkel also dazu, im Wahljahr gleich zweimal ein Großaufgeb­ot der Polizei in der »Rigaer 94« zuzulassen? Fischt er im AfD-Teich, deren Wähler zu zwei Dritteln Gespräche ablehnen, in der Hoffnung auf bessere Umfragewer­te für die CDU? Oder ist es doch eine Privatfehd­e, die er auf dem Rücken der Steuerzahl­er sowie der unterbeset­zten Polizei mit dem Hausprojek­t führt? Schließlic­h hat nicht nur Henkel die »Rigaer 94« zur Zentrale der autonomen Szene Berlins erklärt, sondern diese auch ihn zum Inbegriff ihres staatliche­n Feinbildes.

Angesichts oben genannter Umfragewer­te würde jeder vernünftig­e Politiker nun eine Kehrtwende machen: War nicht so gemeint, Gespräche stehen jeder Demokratie gut zu Gesicht. Doch Henkel kann nicht mehr zurück: »Der Rechtsstaa­t ist nicht verhandelb­ar«, hatte er Anfang Juli auf die Forderung nach Gesprächen erwidert. Damit hat er sich in eine Sackgasse verlaufen und steht vor einer Wand, die er sich selbst gebaut hat. Ein Gutes hat es: Die Wahrschein­lichkeit einer CDU-freien Regierung ab Herbst ist stark gestiegen.

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Johanna Treblin fragt nach Frank Henkels Antrieb im Rigaer-Konflikt. Foto: nd/Ulli Winkler

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