Lineale, bei denen die Null rechts steht
Im sächsischen Leisnig verkauft die Buchhändlerin Beate Kuchs auch allerlei Nützliches für Linkshänder
Am 13. August ist internationaler Linkshändertag – für Beate Kuchs ein besonders Datum. Die Rechtshänderin bietet in ihrem Fachgeschäft nicht nur diverse Spezialprodukte an – sie berät auch kompetent. Etwa zehn bis 15 Prozent aller Menschen sind Linkshänder. Sie schneiden mit links, öffnen Flaschen mit links, viele schreiben auch mit links. Der internationale Linkshändertag am 13. August will auf die Besonderheiten aufmerksam machen. Beate Kuchs bietet in ihrem Geschäft im sächsischen Leisnig bei Leipzig vieles an, was dieser großen Bevölkerungsgruppe das Leben leichter macht.
»Dieser Dosenöffner zum Beispiel ist eine gute Hilfe für Linkshänder«, erklärt sie. Gleiches gilt für Scheren, die übrigens auch gern von Rechtshändern gekauft werden. Schließlich müssen sie sich die Nägel ihrer rechten Hand mit links schneiden. Bei dieser Gelegenheit können sie feststellen, wie schwierig das ist. Für Linkshänder sind solche Probleme Alltag.
Beate Kuchs führt eigentlich einen Buchladen. Der wurde in Leisnig, einem 8000-Einwohner-Städtchen, im Jahr 1999 von ihrem älteren Bruder Detlef eröffnet. »Ich legte damals gerade mein Abitur ab und machte dann wie mein Bruder eine Buchhändlerlehre«, sagt Kuchs. Der Bruder ist Linkshänder, und weil er wusste, wie schwer man entsprechende Produkte bekommt, richtete er in seinem Buchladen eine entsprechende Ecke ein. Detlef Kuchs musste in der Schule mit rechts schreiben und hatte entsprechende Schwierigkeiten. Inzwischen ist er aus privaten Gründen aus Leisnig weggezogen, seine Schwester Beate hat den Laden übernommen. Die Mutter eines neunjährigen Sohnes betreibt ihn allein, nur manchmal hilft ihre Mutter Ingrid. Die 71-Jährige ist eigentlich auch Linkshänderin wie ihr Sohn und eins ihrer vier Enkelkinder, wurde als Kind aber umgepolt, wie sie es nennt.
Für Beate Kuchs ist das Sortiment eine Ergänzung zu den Büchern. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass der Bedarf steigt: »Früher wurden die Kleinen schon im Kindergarten auf rechts umgeschult. Das gibt es heute nicht mehr.« Mädchen und Jungen, die beim Basteln mit der rechten Hand ungeschickt wirken und bald die Lust daran verlieren, entwickeln plötzlich mit links ungeahnte Fähigkeiten und haben wieder Spaß am Basteln. Die Kindergärtnerinnen sind für das Thema sensibilisiert. Entsprechend nimmt der Anteil der »aktiven« Linkshänder an der Gesamtbevölkerung tendenziell zu. Oft kommen Eltern zu Beate Kuchs, um sich beraten zu lassen. Der klassische Einstieg ist die Bastelschere für Linkshänder. Gekauft werden auch spezielle Füller. Linkshänder schieben den Füller, während ihn Rechtshänder ziehen. Entsprechend anders ist die Feder gearbeitet. Es gibt aber auch Lineale, bei denen die Null rechts steht, Messer, deren andere Seite geschliffen ist, Korkenzieher, die andersrum gedreht werden. Beate Kuchs hat auch schon mal einen Bumerang für Linkshänder verkauft, den hatte sich ein Junge extra bei ihr bestellt.
Die 35-Jährige, die übrigens selbst Rechtshänderin ist, hat sich im Laufe der Jahre gut in die Thematik eingearbeitet und kann ihre Kunden entsprechend beraten. Manche kommen sogar von außerhalb, einen Internethandel betreibt Beate Kuchs nicht. Sie hat aber auch schon mal etwas mit der Post an Käufer verschickt. Selbst bezieht sie die Produkte vom Großhandel, der bei Schulbedarf durchaus auf die wachsende Linkshänderklientel eingerichtet ist, und von speziellen Anbietern. Buchhandlung und Linkshänderbedarf, 04703 Leisnig, Chemnitzer Straße 15, Telefon: 034321-12965