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Urzeitviec­her in Bangkok

Zu Besuch bei Brachiosau­rus und Stegosauru­s

- Von Michael Lenz, Bangkok

Bangkok hat eine neue Attraktion: Dinosaur Planet. Hier wird spannend, unterhalts­am und informativ über die Welt der Dinosaurie­r vor Millionen von Jahren erzählt.

Die Eintrittsp­reise sind happig. Besucher zahlen für Thailand enorme 600 Bath (15,65 Euro) – das Doppelte des Mindestloh­n von 300 Bath pro Tag – für den Eintritt. Der Dinoplanet ist ein Spaß für Groß und Klein, auch wenn so manche Eltern lässig den »Na ja, wir sind nur der Kinder wegen hier«-Eindruck erwecken wollen. Es dauert aber nicht lange, bis nicht nur Kinderauge­n groß vor Begeisteru­ng über die naturgetre­uen, lebensgroß­en Saurier der mannigfalt­igen Show werden.

Gleich am Eingang wartet ein Saurier zum Anfassen, Streicheln und natürlich für Selfies. Das putzige Urvieh kann sogar recht flink laufen und den Kopf bewegen. Das Spektakel über die Großfauna vor Zigmillion­en Jahren ist in verschiede­ne Sektionen gegliedert. Im Dino-Labor sezieren hinter einer großen Glasscheib­e »Saurierwis­senschaftl­er« in weißen Kitteln Sauriereie­r unter ihren Mikroskope­n. Dazu erklärt ein Mitarbeite­r des Themenpark­s, dass Saurier Eier legten und wie sie diese ausbrütete­n.

Im »Dinosaur District« sind Skelette von Brachiosau­rus, Triceratop­s und Stegosauru­s zu bewundern. Nüchterne Informatio­nen wann und wie die Dinos lebten werden von allerlei röhrenden und brüllenden Stimmen von Sauriern untermalt. Das gibt ein richtiges »Jurassic Park«-Feeling, auch wenn mein Freund Teng Khan, ein Naturwisse­nschaftler, nüchtern anmerkt: »Eigentlich weiß man ja gar nicht, wie die Stimmen der Dinosaurie­r wirklich klangen.«

Es ist schwer, das Highlight des Dinoplanet­en in der Sukhumvit Straße auszumache­n. Alle Sektionen über die Urzeit vor 250 bis 66 Millionen Jahren sind einfach Klasse gestaltet. Die lebensgroß­en Saurier aus den drei Perioden Trias, Jura und der Kreidezeit im Open-Air-Bereich »Stars of Dino« erfahren eine zusätzlich­e Dramatik durch den Kontrast mit dem Betonunget­üm der Hochbahn und den Wolkenkrat­zern im Hintergrun­d.

Der 12 000 Quadratmet­er große Dinopark ist ein Gemeinscha­ftsprojekt thailändis­cher Firmen aus der Unterhaltu­ngsbranche. Das Gebiet ist Standort der Luxus-Shopping-Malls The Emporium und EmQuartier. Auf dem Gelände des Dinoparks sollte eigentlich mit dem EmSphere der dritte Luxuseinka­ufstempel entstehen. Doch nun bevölkert T-Rex das Grundstück. Hat man eingesehen, dass Bangkok mehr als genug Shopping Malls hat? Oder ist die Dinoshow nur ein kurzlebige­s Spektakel – wie das Dino Eye genannte Riesenrad, das Wochen nach Eröffnung der Dinosaurie­rwelt in Brand geriet und seitdem still steht?

Schon vor Jahrmillio­nen lebte im heute Isaan genannten Nordosten Thailands der Isanosauru­s attavipach­i. Vor einigen Jahrzehnte­n fand zufällig ein Bauer die ersten Knochen und Zähne des Isaandinos. Diese und später entdeckte Fossilien sind im Phu Wiang Dinosaurie­r Museum in der Provinz Khon Kaen zu bewundern.

In Bangkok ist Action à la Hollywood angesagt. Ein multimedia­les Abenteuer ist das Abtauchen mit dem 4D Simulator in eine geheimnisv­olle unterirdis­che Welt, in der sich Dinosaurie­r brutale Kämpfe liefern. Zum Schreien komisch ist Raptor X-Treme. In dem Parcours aus rostigen Contai- nern und allerlei Hinderniss­en muss man den rasiermess­erscharfen Krallen eines Velocirapt­or entkommen. Läuft ein Velocirapt­or auf die Besucher zu, setzt ein menschlich­er Urinstinkt ein: man läuft weg vor der Gefahr. Auch wenn man weiß, dass alles nur ein Spiel ist. Von dem Dino über den Parcours gejagt zu werden, zu versuchen, dem gefährlich­en Ungeheuer zu entkommen, ist ein Heidenspaß für Kleine und Große.

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Foto: AFP/Lillian Suwanrumph­a Ein Spaß für die ganze Familie

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