Urzeitviecher in Bangkok
Zu Besuch bei Brachiosaurus und Stegosaurus
Bangkok hat eine neue Attraktion: Dinosaur Planet. Hier wird spannend, unterhaltsam und informativ über die Welt der Dinosaurier vor Millionen von Jahren erzählt.
Die Eintrittspreise sind happig. Besucher zahlen für Thailand enorme 600 Bath (15,65 Euro) – das Doppelte des Mindestlohn von 300 Bath pro Tag – für den Eintritt. Der Dinoplanet ist ein Spaß für Groß und Klein, auch wenn so manche Eltern lässig den »Na ja, wir sind nur der Kinder wegen hier«-Eindruck erwecken wollen. Es dauert aber nicht lange, bis nicht nur Kinderaugen groß vor Begeisterung über die naturgetreuen, lebensgroßen Saurier der mannigfaltigen Show werden.
Gleich am Eingang wartet ein Saurier zum Anfassen, Streicheln und natürlich für Selfies. Das putzige Urvieh kann sogar recht flink laufen und den Kopf bewegen. Das Spektakel über die Großfauna vor Zigmillionen Jahren ist in verschiedene Sektionen gegliedert. Im Dino-Labor sezieren hinter einer großen Glasscheibe »Saurierwissenschaftler« in weißen Kitteln Sauriereier unter ihren Mikroskopen. Dazu erklärt ein Mitarbeiter des Themenparks, dass Saurier Eier legten und wie sie diese ausbrüteten.
Im »Dinosaur District« sind Skelette von Brachiosaurus, Triceratops und Stegosaurus zu bewundern. Nüchterne Informationen wann und wie die Dinos lebten werden von allerlei röhrenden und brüllenden Stimmen von Sauriern untermalt. Das gibt ein richtiges »Jurassic Park«-Feeling, auch wenn mein Freund Teng Khan, ein Naturwissenschaftler, nüchtern anmerkt: »Eigentlich weiß man ja gar nicht, wie die Stimmen der Dinosaurier wirklich klangen.«
Es ist schwer, das Highlight des Dinoplaneten in der Sukhumvit Straße auszumachen. Alle Sektionen über die Urzeit vor 250 bis 66 Millionen Jahren sind einfach Klasse gestaltet. Die lebensgroßen Saurier aus den drei Perioden Trias, Jura und der Kreidezeit im Open-Air-Bereich »Stars of Dino« erfahren eine zusätzliche Dramatik durch den Kontrast mit dem Betonungetüm der Hochbahn und den Wolkenkratzern im Hintergrund.
Der 12 000 Quadratmeter große Dinopark ist ein Gemeinschaftsprojekt thailändischer Firmen aus der Unterhaltungsbranche. Das Gebiet ist Standort der Luxus-Shopping-Malls The Emporium und EmQuartier. Auf dem Gelände des Dinoparks sollte eigentlich mit dem EmSphere der dritte Luxuseinkaufstempel entstehen. Doch nun bevölkert T-Rex das Grundstück. Hat man eingesehen, dass Bangkok mehr als genug Shopping Malls hat? Oder ist die Dinoshow nur ein kurzlebiges Spektakel – wie das Dino Eye genannte Riesenrad, das Wochen nach Eröffnung der Dinosaurierwelt in Brand geriet und seitdem still steht?
Schon vor Jahrmillionen lebte im heute Isaan genannten Nordosten Thailands der Isanosaurus attavipachi. Vor einigen Jahrzehnten fand zufällig ein Bauer die ersten Knochen und Zähne des Isaandinos. Diese und später entdeckte Fossilien sind im Phu Wiang Dinosaurier Museum in der Provinz Khon Kaen zu bewundern.
In Bangkok ist Action à la Hollywood angesagt. Ein multimediales Abenteuer ist das Abtauchen mit dem 4D Simulator in eine geheimnisvolle unterirdische Welt, in der sich Dinosaurier brutale Kämpfe liefern. Zum Schreien komisch ist Raptor X-Treme. In dem Parcours aus rostigen Contai- nern und allerlei Hindernissen muss man den rasiermesserscharfen Krallen eines Velociraptor entkommen. Läuft ein Velociraptor auf die Besucher zu, setzt ein menschlicher Urinstinkt ein: man läuft weg vor der Gefahr. Auch wenn man weiß, dass alles nur ein Spiel ist. Von dem Dino über den Parcours gejagt zu werden, zu versuchen, dem gefährlichen Ungeheuer zu entkommen, ist ein Heidenspaß für Kleine und Große.