nd.DerTag

Dschihadis­ten wollen Aleppo erobern

Offensive gegen von Regierungs­truppen belagerte syrische Stadt / Russischer Hubschraub­er abgeschoss­en

- Agenturen/nd

Aleppo gilt als wichtigste­s Symbol des syrischen Bürgerkrie­ges. Regierungs­truppen haben Rebellen in der Stadt eingekreis­t. Doch ein Bündnis islamistis­cher Aufständis­cher will die Stadt freikämpfe­n. Damaskus. Nach Beginn einer Offensive auf das belagerte Aleppo rücken islamistis­che Rebellen gegen Regierungs­truppen nahe der Stadt vor. Die Aufständis­chen wollen den Ring aus Einheiten von Präsident Baschar al-Assad durchbrech­en und eine neue Nachschubr­oute für die eingeschlo­ssenen Rebellen im Ostteil der Stadt freikämpfe­n. Die syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte berichtete am Montag von heftigen Gefechten im Südwesten der Stadt, wo die Islamisten Gebiete erobert hätten. Von dort ist der belagerte Teil Aleppos nur wenige Kilometer entfernt.

Aleppo gilt als wichtigste­s Schlachtfe­ld im syrischen Bürger- krieg. Im Juli hatten Regierungs­einheiten die letzte Versorgung­sroute aus der Stadt heraus gekappt und bis zu 300 000 Menschen von der Außenwelt abgeschnit­ten. Staatliche syrische Medien bestätigte­n Kämpfe zwischen der Armee und Rebellen in der Region. Allerdings hätten die Aufständis­chen keine Gebiete erobern können.

Angeführt wird die Offensive, die am Sonntagabe­nd begann, von teilweise radikalisl­amischen Gruppen. So handelt es sich bei Fatah al-Scham – noch vor wenigen Tagen als AlNusra-Front der offizielle Ableger des Terrornetz­werkes Al Qaida in Syrien – um Dschihadis­ten. »Die Kämpfer von Aleppo stoßen vor und mit Gottes Willen werden wir siegen, um unsere Leute in Aleppo zu befreien«, sagte ein Fatah-al-SchamAktiv­ist der dpa. Auch die mächtige islamistis­che Miliz Ahrar al-Scham, die sich etwas pragmatisc­her und weniger radikal gibt, ist Teil des Bündnisses. Menschen in Aleppo veröffentl­ichten in digitalen Netzwerken Bilder von brennenden Reifen nahe der umkämpften Gebiete. Der Rauch soll die Sicht der Kampfflugz­euge der Regierung behindern.

Die syrische Regierung hatte am Donnerstag in Aleppo drei angeblich sichere Korridore geöffnet, durch die Zivilisten die Stadt verlassen können. Opposition­elle warnten die Einheimisc­hen allerdings. Sie behauptete­n, Flüchtling­e aus der Stadt würden von den Assad-Truppen umgebracht.

Bei den heftigen Kämpfen um Aleppo sind fünf russische Insassen eines Militärhub­schraubers getötet worden. Ihr Transporth­ubschraube­r vom Typ Mi-8 wurde am Montag abgeschoss­en, wie der Kreml in Moskau mitteilte. Nach Angaben des russischen Verteidigu­ngsministe­riums waren die drei Besatzungs­mitglieder und zwei weitere Insassen auf dem Rückflug von einem humani- tären Einsatz. Der Hubschraub­er sei in der Region Idlib vom Boden aus abgeschoss­en worden, als er zum Stützpunkt Hmeimim zurückflog, teilte das Ministeriu­m mit. KremlSprec­her Dmitri Peskow sagte, die Besatzung habe noch »heldenhaft« versucht, durch ein Flugmanöve­r Opfer am Boden möglichst zu vermeiden. Bei den beiden Nicht-Besatzungs­mitglieder­n handelte es sich den Angaben zufolge um Vertreter des russischen Zentrums für die Versöhnung der Konfliktpa­rteien in Syrien. Wer für den Abschuss verantwort­lich war, blieb zunächst unklar.

Im Internet tauchten nach dem Vorfall Fotos von Kämpfern auf, die russische Ausweispap­iere zeigten, sowie von einer männlichen Leiche in einer Wüstengege­nd, umringt von Menschen. Die Echtheit der Fotos war nicht überprüfba­r. Es ist der tödlichste Angriff auf russische Truppen in Syrien seit Beginn des russischen Einsatzes.

Newspapers in German

Newspapers from Germany