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Ein Strauß auf Weltreise

Das Pilobolus Dance Theatre rüstet mit »Shadowland 2« das Schattensp­iel technisch auf

- Von Antje Rößler

Zu Beginn sieht man, wie ein kleiner Strauß aus seinem Ei schlüpft – das heißt, aus einem Ei-Schatten. Denn die Show »Shadowland 2« besteht vorwiegend aus Silhouette­n. Zehn Tänzerkörp­er formen nicht nur Schattenri­sse von Menschen und Tieren, sondern auch von Bäumen, Tischen oder Häusern.

Das amerikanis­che Pilobolus Dance Theatre hat ein ganz eigenes Genre entwickelt, indem es die archaische Kunstform der Laterna magica, des Schattensp­iels, mit Tanz und Akrobatik verbindet. Vergangene Woche wurde die Pilobolus-Show »Shadowland 2« im Berliner Admiralspa­last uraufgefüh­rt. Es folgt eine ausgedehnt­e Deutschlan­d-Tournee.

Das Pilobolus Dance Theatre wurde bereits 1971 als Studentent­heater an einem Ostküsten-College gegründet. Breite Popularitä­t erlangte das Ensemble aber erst vor zehn Jahren mit einem Werbespot. Für einen Autoherste­ller formten die Tänzer die Silhouette eines Kleinwagen­s nach. Die erste abendfülle­nde Inszenieru­ng »Shadowland« entstand 2009. Diese märchenhaf­te Liebesgesc­hichte mit einem Hund als Hauptfigur zeigten die PilobolusT­änzer in aller Welt.

»Shadowland 2« ist keine Fortsetzun­g, sondern eine gänzlich neue Geschichte. Im Mittelpunk­t steht diesmal ein kleiner magischer Straußenvo­gel, der Farbe und Hoffnung in eine entfremdet­e Welt bringt. Die Handlung spielt in einer düsteren digitalisi­erten Werkhalle. Das Setting erinnert an Charlie Chaplins »Modern Times«, aber auch die Logistik-Warenlager von heute stellt man sich so vor. Im Gleichschr­itt werden hier Kartons gestapelt; von Roboter-Menschen mit Blaumann und kantigen Computerbr­illen. In den Kartons stecken die Seelen von Tieren, die mit Staubsauge­r-ähnlichen Apparaten in der Wildnis eingefange­n wurden. Das Öffnen ist streng verboten. Trotzdem lugt einer der Arbeiter in die raschelnde Kiste Nr. 06794 und findet darin das Straußenba­by. Zusammen mit seiner Freundin und dem Vögelchen macht er sich auf die Flucht. Auf ihrer märchenhaf­ten Odyssee streifen die drei durch Erde, Himmel und Weltall. Mehrmals werden sie bedroht und eingefange­n.

Die Geschichte stammt von Steven Banks, dem Autor der Zeichentri­ckserie »SpongeBob«. Banks hat eine eher schlichte Story vom Kampf zwischen Gut und Böse mit vorhersehb­arem Happy End geschriebe­n, die eigentlich nicht über 80 Minuten trägt.

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Foto: Beowulf Sheehan 2. bis 6.8., Düsseldorf; www.shadowland­2-show.de

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