Scheinehe im Sand
Nicht befreundet, aber erfolgreich: das Beachvolleyballduo Laura Ludwig/Kira Walkenhorst
Gleicher Trainer, gleicher Manager, gleiches Ziel: Die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst wandeln auf den Spuren der London-Olympiasieger Julius Brink und Jonas Reckermann. Die perfekte Umschreibung für den Siegeswillen von Kira Walkenhorst kommt von ihrem Bruder Alexander. »Die Frau kann einfach nicht verlieren. Das liegt in der Familie, aber Kira ist die Schlimmste.« Bei gemeinsamen Brettspielen würde sie zur Not sogar schummeln, um zu gewinnen. Tricksen geht im Beachvolleyball natürlich nicht, aber das muss Kira Walkenhorst auch nicht, weil sie meistens gewinnt. Gemeinsam mit ihrer erfahrenen Partnerin Laura Ludwig legte die 25-Jährige vor den Olympischen Spielen eine spektakuläre Siegesserie hin. Am vergangenen Wochenende triumphierte das Duo bei der Olympia-Generalprobe in Klagenfurt.
Mit dem EM-Titel, einem spektakulären Majors-Sieg in der Heimatstadt Hamburg und dem Grand-SlamTriumph in polnischen Olsztyn haben beide schon die Spitze der Weltrangliste erobert. Das brachte ihnen auch die Ehrung als »Sportler des Monats Juni« ein. In Rio, in der Arena an der Copacabana, zählen sie zu den Mitfavoriten auf Gold. Schon eine Medaille wäre eine Sensation, wenn man auf die Olympische Geschichte der Sportart seit der Premiere 1996 blickt. Noch nie hat ein Frauenteam aus Europa Edelmetall bei den Olympischen Spielen gewonnen. Aber genau das spornt Laura Ludwig und Kira Walkenhorst noch mehr an. »Ich war bei den Spielen von Julius und Jonas in London dabei und habe mir gedacht: Verdammt, in Rio will ich auch um die Medaillen mitspielen. Das muss doch möglich sein«, meint Ludwig.
Julius Brink und Jonas Reckermann gewannen bei den Sommerspielen vor vier Jahren als erstes europäisches Männerteam Olympiagold im Beachvolleyball. Die beiden sind nach ihrem Rücktritt in Rio als Experten bei ARD und ZDF aktiv – und die zwei wichtigsten Mitglieder ihres Erfolgsteams arbeiten jetzt für Ludwig und Walkenhorst. Goldschmied Jürgen Wagner kümmert sich als Cheftrainer um die beiden Beachvolleyballerinnen, Andreas Scheuerpflug als Manager. Dazu gehören Helke Classen als Coach und Anett Szigeti als Mentaltrainerin zum Team. »Die Olympischen Spiele werden im Kopf entschieden«, sagt »Mastermind« Wagner dazu.
Laura Ludwig kennt diesen speziellen Druck bei Olympia schon. Die 30-Jährige war 2008 (Neunte) und 2012 (Fünfte) schon mit Sara Goller dabei. »Ich traue ihnen Gold zu«, sagt Ludwigs ehemalige Partnerin und begründet auch warum: »Die beiden haben entschieden, dass sie am er- folgreichsten sind, wenn sich jede um sich selbst kümmert. Ähnlich war es ja auch bei Jonas und Julius, und bei denen hat’s ja auch recht ordentlich funktioniert.« Laura Ludwig und Kira Walkenhorst sind nicht die besten Freundinnen – aber die perfekte Kombination aus einer grandiosen Blockspielerin (Walkenhorst) und der vielleicht besten Abwehrspielerin der Welt (Ludwig).
»Das ist einfach eine geile Verbindung, auch wenn wir sehr verschiedene Charaktere haben«, sagt Laura Ludwig. In solch einer »Ehe« müsse man neben Höhen auch Tiefen durchstehen. Diesen Kampfgeist hat sie schon früh in ihrer Karriere entwickelt. Die U18-Weltmeisterin war gerade 18 Jahre alt, als sie beim Trai- ning ihren linken Arm nicht mehr spürte. Kurz danach war auch die linke Mundhälfte taub und Laura konnte sich nur noch lallend artikulieren. In der Klinik wurde ein Minischlaganfall diagnostiziert.
»Das war krass, erschreckend, schockierend. So habe ich früh gelernt, auf meinen Körper zu achten«, sagt sie. Nach dem Zwischenfall bekam sie auch von anderen Sportlern viel Zuspruch, die Ähnliches durchgemacht haben: zum Beispiel von Ringer-Champion Alexander Leipold und dem ehemaligen Volleyball-Nationalspieler Ralph Bergmann. »Zum Glück habe ich keinerlei Schäden davongetragen« sagt Ludwig und fügt lachend hinzu: »Nur einen leichten Knall habe ich halt weg.«