nd.DerTag

Ein kleines Stück Afrika

- Regina Stötzel über den großen Plan von Entwicklun­gsminister Müller

Ein Marshall-Plan für Afrika, das klingt nach großzügige­r, schneller und effektiver wirtschaft­licher Hilfe, mit der politische Interessen durchgeset­zt werden. Dumm nur, dass es dabei um Dimensione­n ginge, die das US-amerikanis­che Nachkriegs­programm nichtig erscheinen ließen: über eine Milliarde Menschen in 54 Staaten, die – wenn auch in sehr unterschie­dlichem Ausmaße – die Folgen jahrhunder­telanger Ausbeutung durch Kolonial- und Wirtschaft­smächte zu ertragen haben. Dumm auch, dass die reichen Staaten nicht früher auf die Idee gekommen sind, wenigstens das zugesicher­te Geld für entwicklun­gspolitisc­he Zusammenar­beit auf den Weg zu bringen. Allerhand »kluge Zukunftslö­sungen«, wie Entwicklun­gsminister Gerd Müller sie nun fordert, hätten damit schon längst gefunden werden können.

»In unserem Konsum steckt jeden Tag ein Stück Afrika. Wenn die Menschen in Afrika davon nichts haben, werden wir die Folgen teuer bezahlen müssen«, sagte der CSU-Politiker. Tatsächlic­h müssen dann weiterhin vor allem die Einwohner der afrikanisc­hen Länder die Folgen zahlen. Es ist der kleine Bruchteil von ihnen, der sich auf den Weg nach Europa macht, der die großen Worte bewirkt hat. Die großen Taten werden, so kündigte Müller gleich an, an die Rücknahme von Flüchtling­en gekoppelt sein. Zumindest die Abschiebun­gen, so darf man sicher sein, werden großzügig, schnell und effektiv erfolgen.

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