Ein kleines Stück Afrika
Ein Marshall-Plan für Afrika, das klingt nach großzügiger, schneller und effektiver wirtschaftlicher Hilfe, mit der politische Interessen durchgesetzt werden. Dumm nur, dass es dabei um Dimensionen ginge, die das US-amerikanische Nachkriegsprogramm nichtig erscheinen ließen: über eine Milliarde Menschen in 54 Staaten, die – wenn auch in sehr unterschiedlichem Ausmaße – die Folgen jahrhundertelanger Ausbeutung durch Kolonial- und Wirtschaftsmächte zu ertragen haben. Dumm auch, dass die reichen Staaten nicht früher auf die Idee gekommen sind, wenigstens das zugesicherte Geld für entwicklungspolitische Zusammenarbeit auf den Weg zu bringen. Allerhand »kluge Zukunftslösungen«, wie Entwicklungsminister Gerd Müller sie nun fordert, hätten damit schon längst gefunden werden können.
»In unserem Konsum steckt jeden Tag ein Stück Afrika. Wenn die Menschen in Afrika davon nichts haben, werden wir die Folgen teuer bezahlen müssen«, sagte der CSU-Politiker. Tatsächlich müssen dann weiterhin vor allem die Einwohner der afrikanischen Länder die Folgen zahlen. Es ist der kleine Bruchteil von ihnen, der sich auf den Weg nach Europa macht, der die großen Worte bewirkt hat. Die großen Taten werden, so kündigte Müller gleich an, an die Rücknahme von Flüchtlingen gekoppelt sein. Zumindest die Abschiebungen, so darf man sicher sein, werden großzügig, schnell und effektiv erfolgen.