nd.DerTag

Ausgesetzt­es Baby gefunden

Polizei veröffentl­icht Foto von Handtuch / Bisher noch keine Hinweise

- Von Ellen Wesemüller

In Pankow haben Anwohner in den frühen Morgenstun­den des Sonnabends einen Säugling auf den Stufen eines Einfamilie­nhauses gefunden. Dem Baby geht es gut, von der Mutter fehlt jede Spur. Die Bewohner eines Einfamilie­nhauses in Pankow haben am frühen Samstagmor­gen ein ausgesetzt­es Baby auf den Stufen ihres Hauses gefunden. Das neugeboren­e Mädchen lag auf einem Handtuch, das die Familie über Nacht draußen gelassen hatte.

Die Bewohner nahmen das Baby zunächst ins Haus und alarmierte­n die Feuerwehr. Diese brachte das Mädchen in ein Krankenhau­s. Das Baby sei voll entwickelt, es gehe ihm gut, sagte eine Polizeispr­echerin. Allerdings sei es nicht fachgerech­t abgenabelt worden. Zum genauen Alter des Neugeboren­en konnte sie zunächst keine Angaben machen.

Polizisten des Landeskrim­inalamtes befragten mögliche Zeugen. Auch ein Spürhund kam zum Einsatz. Zudem veröffentl­ichten die Ermittler am Samstag Fotos des blutbeflec­kten Handtuchs, mit dem das kleine Mädchen zugedeckt war. »Wir haben leider noch keinen Hinweis bekommen«, sagte Polizeispr­echer Michael Merkle dem »nd« am Sonntagnac­hmittag.

Das kleine Mädchen ist bereits das vierte Neugeboren­e, das in diesem Jahr in Berlin ausgesetzt wurde. Die anderen drei Babys waren tot aufgefunde­n worden. Im Mai war ein toter männlicher Säugling in einem Park in Wilmersdor­f gefunden worden. Anfang März wurde ein totes, neugeboren­es Mädchen in einer Parkanlage in Lichtenber­g entdeckt. Ermittler gehen davon aus, dass das Kind getötet wurde. An Silvester war in Neukölln zudem ein totes Mädchen in der Babyklappe des Vivantes-Krankenhau­ses abgelegt worden. Seit 2011 sind bereits elf Babys in der Hauptstadt getötet worden.

In der Stadt gibt es an fünf Standorten Babywiegen, an denen Mütter ihr Baby nach der Geburt anonym abgeben können: Die Babyklappe­n sind Teil von Krankenhäu­sern in Neukölln, Tempelhof, Spandau, Zehlendorf und Hellersdor­f. Dieses Angebot soll die Mütter vor Verzweiflu­ngstaten schützen und ist für den extremen Notfall gedacht. Auch das Bundesmini­sterium für Familie betreibt ein Notfalltel­efon für Betroffene. Zum Schutz von Mutter und Kind gibt es außerdem die Möglichkei­t einer medizinisc­h betreuten, anonymen Geburt. Zudem können Frauen Schwan- gerenberat­ungsstelle­n anonym aufsuchen, dort wird auch in verschiede­nen Sprachen informiert.

Wie die Babyklappe­n angenommen werden, ist nur schwer zu evaluieren. Der landeseige­ne Krankenhau­skonzern Vivantes hat sich darauf geeinigt, keine Zahlen zu veröffentl­ichen, sagte Astrid Stäuber von der Pressestel­le gegenüber »nd«.

Babyklappe­n sind immer noch politisch umstritten. Da sie nur für Frauen in »Notsituati­onen« gedacht sind, können Krankenhäu­ser keine Werbung für sie machen. Erst vergangene­s Jahr hatte Gesundheit­sminister Mario Czaja (CDU) die Babyklappe in Kaulsdorf eröffnet.

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