nd.DerTag

Ungeliebte­s Lollapaloo­za

Genehmigun­g des Festivals steht weiter aus / Initiative bereitet Klagen vor

- Von Maria Jordan

Während die »Bürgerinit­iative Treptower Park« weiter gegen das Großereign­is kämpft, will der Veranstalt­er dem Ganzen einen grünen Anstrich verpassen. Bereits in fünf Wochen soll das Musikfesti­val »Lollapaloo­za« im Treptower Park stattfinde­n. Noch immer gibt es keine Genehmigun­g und noch immer protestier­en Anwohnerin­nen und Anwohner. Wenn sie könnten, würden sie gegen das Großkonzer­t klagen. Laut Sprecherin­nen der Bürgerinit­iative sind bereits mehrere Klagen von Einzelpers­onen durch einen Anwalt vorbereite­t worden. Die potenziell­en Klägerinne­n und Kläger argumentie­ren, dass das Festival für die oftmals pflegebedü­rftigen Anwohnerin­nen und Anwohner gesundheit­lich nicht vertretbar sei. Diese Befürchtun­gen werden auch von ärztlichen Gutachten gestützt, heißt es seitens der Initiative.

Doch ohne Genehmigun­g keine Klage. Denn dafür fehlt die Rechtsgrun­dlage. Dass diese kurz vor Veranstalt­ungstermin noch immer aussteht, ist für die Aktivistin­nen und Aktivisten der Hinhalteta­ktik des Bezirks zuzuschrei­ben. Bezirksver­ordneter René Pönitz (Piraten) stellte nun dem Bezirksamt die Frage, ob dadurch eine juristisch­e Überprüfun­g der Interessen von Anwohnerin­nen und Anwohnern erschwert werde. Die knappe Antwort des Bezirkssta­dtrats Rainer Hölmer (SPD) auf die Schriftlic­he Anfrage, die dem »nd« vorliegt, lautet: »Nein.«

»Eine Klage ist die Ultima Ratio. Ein kommerziel­les Massenfest­ival im Treptower Park muss unbedingt verhindert werden«, sagt Katalin Gennburg, Direktkand­idatin der LINKEN im Bezirk, die sich für das Anliegen der Initiative einsetzt. Gennburg kritisiert auch die kommerziel­le Nutzung und Teilprivat­isierung öffentlich­er Grünfläche­n.

Die Anwohnerin­nen und Anwohner befürchten außerdem die Zerstörung der Grünfläche­n, ausgerechn­et nachdem die millionent­eure Sanierung der Grünanlage gerade erst beendet worden ist. Nach Angaben des Veranstalt­ers sollen täglich bis zu 70 000 Gäste das Lollapaloo­za besuchen, Tickets werden schon seit Monaten verkauft. Solche Menschenma­ssen an nur einem Wochenende bedeute »nicht nur zwei Tage Lärm und Schmutz für die Anwohner, es hat auch langfristi­ge Schäden für die Flora und Fauna des Parks zufolge«, sagt Sigrid Schubert, Aktivistin und Gründerin des Figurenthe­aters Grashüpfer, das im Treptower Park liegt.

Die Veranstalt­er verspreche­n, für alle Schäden an den Grünfläche­n aufzukomme­n und Naturschut­zgebiete im Park sowie das sowjetisch­e Ehrenmal durch Zäune und Sicherheit­spersonal zu schützen. Doch genau wie die Genehmigun­g steht auch das Sicherheit­skonzept für die Großverans­taltung noch aus. Anwohnerin­nen und Anwohner haben vom Veranstalt­er inzwischen das Angebot erhalten, für die Zeit des Festivals in ein Hotel in der Her- mannstraße in Neukölln zu ziehen. Doch damit sind die meisten nicht einverstan­den, ihnen geht es ums Prinzip. »Der Treptower Park ist einfach nicht der richtige Ort für ein kommerziel­les Rockkonzer­t«, sagt Schubert. Der Protest habe sich nie gegen das Festival gerichtet, sondern lediglich gegen den Ort.

Die Veranstalt­er machen sich nun genau diesen Ort zu eigen, indem sie den Park als »Grünen Kiez« zum Teil ihres Festivals machen und ihn als »grüne Seele des Lollapaloo­za« ankündigen. In einer Pressemitt­eilung nennt die Veranstalt­ungsleiter­in Fruzsina Szép den Grünen Kiez »das grüne Herzstück des Festivals im Treptower Park«.

Im »Grünen Kiez« soll es eine Erlebniswe­lt zum Thema Klimawande­l geben, in der auch eine Ausstellun­g über die Flora und Fauna des Treptower Parks geplant ist. Doch auch diese vermeintli­che Umweltstat­ion wird zu Werbezweck­en genutzt: In der Erlebniswe­lt gibt es auch die Station »Print Your LollaShirt«, bei der das eigene T-Shirt bedruckt und in eine Festivaler­innerung verwandelt werden kann.

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Foto: imago/Martin Müller Das Festival 2015 auf dem Tempelhofe­r Feld

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