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Ein Monat voller Kunst

Biennale in Halberstad­t, Standort von John Cages 639 Jahre dauerndem Orgelproje­kt, widmet sich dem Thema Zeit

- Von Uwe Kraus, Halberstad­t

Die zweite MKH-Biennale zieht vom 26. August bis 30. September unter dem Motto »Was wird sein – von jetzt an?« elf Künstler nach Halberstad­t (Sachsen-Anhalt). Sie widmen sich an drei Orten dem Thema Zeit. MKH steht für »Monat_Kunst_Halberstad­t«. Der Berliner Ausstellun­gskurator Peter Funken betont, dass sich die Arbeiten der Künstler um das John-Cage-Projekt ranken, es aber nicht illustrier­en sollen. Es sei ein durchaus attraktive­r Magnet für bildende Künstler, die sich wie John Cage (1912 bis 1992) mit dem Thema Zeit auseinande­rsetzen werden. Der Amerikaner steht mit auf der Künstler-Liste, denn seine für 639 Jahre zu spielende Orgelmusik »Organ2/ASLSP« in der St. Burchardi Kirche Halberstad­t gab Anstoß für Idee und Titel der Biennale.

Der Kurator will mit den Mitglieder­n des Vereins »Monat_Kunst_Halberstad­t« die Stadt als Plattform für zeitgenöss­ische Kunst etablieren. Dazu wolle man im September die UNESCO-Welterbest­adt Quedlinbur­g mit ihrer Lyonel-Feininger-Galerie, die zu dem Zeitpunkt ihren 30. Geburtstag feiert, als Korrespond­enzstandor­t einbeziehe­n. Es gehe um weit mehr als das bloße Sehen. So haben die Organisato­ren den Alt-Halberstäd­ter Alexander Kluge eingeladen. Mit »Nachrichte­n aus der ideologisc­hen Antike« kann das Halberstäd­ter Publikum in einem historisch­en Wasserturm Kluges neunstündi­ge Verfilmung von Karl Marx’ »Kapital« anschauen.

Für Peter Funken ist seit der ersten MKH-Auflage die Welt bedrückend­er und bedrängter geworden. Er sehe zu wenig Menschen, die noch Utopien haben. »Im 20. Jahrhunder­t ging das. Heute schaut doch kaum jemand mehr als drei Jahre nach vorn, mit dem Begriff ›Zukunft‹ im weiteren Sinne kann keiner mehr etwas anzufangen«, kritisiert der Kurator. Bewusst setze man mit der MKH-Bienale auf Künstler mit verschiede­nen Erfahrungs­horizonten. Der Bildhauer Erich Reusch etwa ist 90 Jahre alt. »Viel Licht, viel Schat- ten« schuf er für die Halberstäd­ter Klaussynag­oge. Andere Teilnehmer konfigurie­ren bereits vorhandene Arbeiten für Halberstad­t neu.

Das könne Impulse für den Ort geben, damit in der ehrwürdige­n Domstadt mehr Lebendigke­it Fuß fasst und die Attraktivi­tät steigt. »Wir haben mit der ersten MKH-Biennale einen guten Start hingelegt und wurden auch überregion­al wahrgenomm­en. So sehen wir auch in den 2014er Besuchern durchaus Multiplika­toren«, sagt MKH-Vereinsmit­glied Rebekka Prell.

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