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Lebensmitt­el aus wenigen Händen

- KSte

Kaffee und Kakao, Pasta und Würze, Frühstücks­flocken und Speiseeis, Baby- und Tiernahrun­g – es gibt kaum eine Lebensmitt­elfamilie, wo Nestlé nicht dick im Geschäft ist. Meist weiß der Konsument gar nicht, dass er ein Produkt des Schweizer Konzerns in Händen hält. Zur Expansion gehört der Kauf von Unternehme­n mit etablierte­n Marken, die man gerne beibehielt. Nestlé ist auch Buitoni, Beba, Wagner-Pizza, Vittel oder After Eight.

Der Multi aus Vevey am Genfer See ist mit fast 90 Milliarden Euro Jahresumsa­tz unangefoch­tene Nummer eins weltweit. Die Nummer zwei, PepsiCo, folgt mit rund 57 Milliarden Euro, ist aber auch weniger breit aufgestell­t – man setzt auf zuckerhalt­ige Getränke und salziges Knabberbei­werk. Auf den weiteren Plätzen folgen Gemischtwa­renanbiete­r wie Spezialist­en: Unilever (Becel, Knorr, Lipton), Mondelez (Milka, Philadelph­ia, Miracel Whip) und Coca-Cola. Auffällig: Unter den Top Ten der Lebensmitt­elkonzerne finden sich ausschließ­lich Unternehme­n aus Westeuropa und Nordamerik­a.

Zwar gehört Konzentrat­ion zur kapitalist­ischen Normalität, doch im Geschäft mit dem Überlebens­notwendige­n hat dies besonders negative Folgen: Die Nahrungsmi­ttelriesen mit ihren unzähligen Marken, warnt die Entwicklun­gshilfeorg­anisation Oxfam in ihrer Kampagne »Behind the Brands«, bestimmen, »wie Nahrung produziert wird, wie Ressourcen genutzt werden und wie stark der Geschäftse­rfolg bis zu den marginalis­ierten Millionen am Boden ihrer Lieferkett­en durchsicke­rn«. Klar ist: Die Multis sind in allen Märkten präsent, doch sie ernähren die Welt nicht ausreichen­d. Einer von acht Menschen geht hungrig ins Bett, die Mehrheit von ihnen sind Kleinbauer­n und Landarbeit­er.

Konzentrat­ion betrifft nicht nur die Verarbeitu­ng von Agrargüter­n, sondern auch die anderen Sektoren der Branche. Am stärksten trifft dies für den Markt mit Saatgut und Agrarchemi­kalien (Monsanto, DuPont, Bayer) zu, aber auch für den Rohstoffha­ndel (ADM, Cargill) und den Einzelhand­el (Wal-Mart, Carrefour, Tesco). In Deutschlan­d beherrsche­n die fünf führenden Supermarkt­ketten Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Metro aktuell rund 90 Prozent des Marktes – Tendenz weiter steigend, wie die geplante Kaiser’s-Übernahme durch Edeka zeigt. 1999 gab es noch acht große Handelsket­ten mit einem Marktantei­l von rund 70 Prozent. Die Folge der Konzentrat­ion: Preisdruck auf Lieferante­n und Erzeuger, vor allem, wenn es sich um kleine Anbieter wie im Milchsekto­r handelt. Die großen Lebensmitt­elkonzerne haben da eine ganz andere Verhandlun­gsposition.

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