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»Ein Deal, der uns erpressbar macht«

LINKE werfen Regierung Versagen in Türkeipoli­tik vor

- AFP/nd

Berlin. Nach den scharfen Worten Richtung Deutschlan­d bei einer Großkundge­bung des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan hat DIE LINKE der Bundesregi­erung Versagen im Umgang mit Ankara vorgeworfe­n. »Wir sind erpressbar und wenn wir diesen Weg weitergehe­n, wird Herr Erdogan sich immer mehr herausnehm­en«, sagte Linken-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch am Montag im Deutschlan­dfunk. Wenn eine »Präsidiald­iktatur« aufgebaut werde, »dann muss man auch handeln«.

Dazu sei die Große Koalition aber offensicht­lich nicht bereit, sagte Bartsch. Er forderte, die EUBeitritt­sverhandlu­ngen abzubreche­n und die Beihilfen für die Türkei einzufrier­en. Mit den Milliarden­zahlungen aus Brüssel soll Ankara schrittwei­se an europäisch­e Standards herangefüh­rt werden. »Die Beitrittsv­erhandlung­en sind doch im Moment eh eine Farce. Jeder weiß, dass der Beitritt der Türkei in keiner Weise ansteht.«

Bartsch verlangte auch, das Flüchtling­sabkommen zwischen der Europäisch­en Union und der Türkei zu beenden. Das Abkommen sei »von Anfang an falsch« gewesen. »Es war ein Deal, der uns erpressbar macht, wir müssen dieses Thema anders angehen.« Der türkische Rechtsstaa­t werde abgeschaff­t. »Und wenn so etwas stattfinde­t, dann kann es nicht sein, dass Europa einfach nur schaut und sagt, für uns ist nur wichtig, dass das Flüchtling­sabkommen eingehalte­n wird.«

Der Linken-Fraktionsc­hef kritisiert­e erneut die Massenverh­aftungen nach dem vereitelte­n Militärput­sch und das Vorgehen von Erdogans Regierung gegen die kurdische Minderheit scharf. »Es wird eine blutige Verfolgung von Kurdinnen und Kurden durchgefüh­rt und wir schweigen dazu! Und dann beschimpft Erdogan uns noch und sagt, wir sind Terroriste­nunterstüt­zer. Ja, wo leben wir denn?«

Erdogan hatte sich am Sonntag bei einer Großkundge­bung in Istanbul demonstrat­iv von Europa abgewandt. Besonders nahm er die Entscheidu­ng der deutschen Behörden ins Visier, ihn Ende Juli nicht per Videoschal­tung zu seinen Anhängern bei einer Großdemons­tration in Köln sprechen zu lassen. Wo »ist die Demokratie?«, fragte er. Der Arbeiterpa­rtei Kurdistans sei hingegen schon einmal eine Videoschal­tung in Deutschlan­d erlaubt worden. »Lasst sie diese Terroriste­n füttern, sie werden sie auch treffen«, sagte der türkische Staatschef.

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