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Yingluck ist »traurig« über Referendum

Ex-Regierungs­chefin sieht Rückschrit­t in Thailand

- Agenturen/nd

Bangkok. Thailands frühere Ministerpr­äsidentin Yingluck Shinawatra hat das Ergebnis des umstritten­en Referendum­s über die von der Militärjun­ta verfasste Verfassung bedauert. »Ich bin traurig, dass unser Land zurück zu einer undemokrat­ischen Verfassung geht«, erklärte Yingluck am Montag. Sie akzeptiere aber »die Entscheidu­ng des Volkes«, erklärte die frühere Regierungs­chefin, die vom Militär gestürzt worden war. Sie sei »nicht überrascht« über das Ergebnis angesichts des Wahlkampfv­erbots.

Nach Angaben der Wahlkommis­sion vom Sonntagabe­nd hatten 61,4 Prozent für den Verfassung­sentwurf gestimmt und 38,6 Prozent dagegen. Die Wahlbeteil­igung lag bei lediglich 55 Prozent. Aufgerufen waren um die 50 Millionen Stimmberec­htigte. Die neue Verfassung soll dem Militär zufolge die Überwindun­g der politische­n Grabenkämp­fe ermögliche­n sowie die Rückkehr zur Stabilität. Die Militärjun­ta, die sich 2014 an die Macht geputscht hatte, hat versproche­n, kommendes Jahr Neuwahlen abzuhalten.

Kritiker sehen die neue Verfassung als Versuch einer Zementieru­ng der Herrschaft des Militärs. Eine öffentlich­e Debatte über den Verfassung­sentwurf gab es nicht, da Kritik unter Strafe verboten war. Das Ergebnis des Referendum­s ist ein Schlag für die Demokratie­bewegung und eine besondere Niederlage für die 2014 gestürzte Partei Peau Thai von Yingluck Shinawatra, die für die Ablehnung des Verfassung­sentwurfs geworben hatte.

Auch die Bundesregi­erung äußerte sich besorgt. Es entspreche nicht den Grundsätze­n einer parlamenta­rischen Demokratie, »dass die Streitkräf­te weitgehend autonom wieder über die Besetzung des Senats der zweiten Kammer des Parlaments entscheide­n können«, sagte die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer am Montag in Berlin. Es sei zudem »ein erhebliche­r Mangel«, dass ein gesamtgese­llschaftli­cher Diskurs vor dem Referendum durch das Militärreg­ime unterbunde­n worden sei. Gleichwohl nehme die Bundesregi­erung zur Kenntnis, dass sich eine deutliche Mehrheit der Wähler für den Entwurf ausgesproc­hen habe, so Demmer.

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