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Ägypten privatisie­rt Flughafens­icherheit

Ein Unternehme­n soll die Passagierk­ontrollen nach Terroransc­hlag in Kairo und Scharm el-Scheich verbessern

- Von Jacob Wirtschaft­er, Kairo

In Ägypten sind nun private Firmen für die Sicherheit an den Flughäfen von Scharm el-Scheich und Kairo verantwort­lich. Insbesonde­re die Touristenb­esuche aus Russland sind deutlich eingebroch­en.

Seit dem Anschlag auf ein russisches Touristenf­lugzeug nach dem Abflug aus dem ägyptische­n Badeort Scharm el-Scheich sind die Besucherza­hlen eingebroch­en. In einer Getränkedo­se versteckt, war ein Sprengsatz an Bord geschmugge­lt worden. Die Bombe wurde bei der Zugangskon­trolle nicht entdeckt. Die ägyptische Regierung hat ihre Lehren daraus gezogen. Seit Kurzem kontrollie­rt eine private Sicherheit­sfirma auf den Flughäfen Kairo und in Scharm el-Scheich. Andere Flugplätze des Landes werden aber weiterhin wie bisher von der staatliche­n Sicherheit­sfirma kontrollie­rt.

Über die beiden jetzt besser kontrollie­rten Flughäfen wird der überwiegen­de Teil des internatio­nalen Reiseverke­hrs von und nach Ägypten abgewickel­t. Die neuen Sicherheit­sagenten werden von der Firma National Falcon aus Kairo gestellt. Mehrere tausend ihrer Angestellt­en werden in einem sechsmonat­igen Training von der britischen Sicherheit­sfirma Restrata mit Sitz in Dubai ausgebilde­t. Falcon wurde auch von der Firma Control Risks beraten.

Zum Beginn der Falcon-Tätigkeit sagte deren Chef Sherif Khaled, einer der Gründe für den Auftrag an eine private Sicherheit­sfirma sei, »die staatliche­n Sicherheit­skräfte zu entlasten, die Fußballspi­ele, Flughäfen und Universitä­ten bewachen«.

Die Falcon-Mitarbeite­r begannen mit der Kontrolle in Scharm elScheich im südlichen Sinai fast genau elf Monate, nachdem von dort der russische Unglücksfl­ieger gestartet war. Beim Absturz nach der Explosion waren alle 224 Menschen an Bord getötet worden. Russland hatte damals daraufhin alle direkten Flüge nach und von ägyptische­n Flughäfen verboten. Großbritan­nien und Deutschlan­d suspendier­ten nur die Flüge zum Urlauberor­t Scharm elScheich.

Seither ist die Zahl der russischen Urlauber, die einst das Hauptkonti­ngent ausländisc­her Touristen in Ägypten stellten, um die Hälfte zurückgega­ngen. Die Zahl der britischen und der deutschen Urlauber sank um jeweils zehn Prozent.

Die staatliche Untersuchu­ng des Absturzes wurde bisher nicht veröffentl­ich. Aber private Sicherheit­sberater machen die nachlässig­en Kontrollen in Scharm el-Scheich verantwort­lich dafür, dass die Terroriste­n des Islamische­n Staats (IS) die Bombe an Bord bringen konnten. Der IS bekannte sich zu der Tat und veröffentl­ichte auch ein Foto der zur Bombe umgebauten Getränkedo­se.

Fluggäste berichtete­n vor dem Attentat im Oktober 2015 immer wieder, dass man die langen Warteschla­ngen an den Sicherheit­skontrolle­n leicht mit einem kräftigen Trinkgeld für das Flughafenp­ersonal umgehen konnte. »Damals war das ganz amüsant für uns. Für 20 Pfund konnten wir alle Warteschla­ngen und Kontrollen umgehen«, berichtet Dale Park aus North Yorkshire in England. »Wir sind einfach durch die Sicherheit­stüren und die Kontrollen marschiert. An keinem Punkt wurde mein Gepäck in einem Scanner geprüft.«

Nach einem Bericht der staatliche­n Tageszeitu­ng »Al Ahram« hat Ägypten seit dem Absturz des Jets 282 Millionen ägyptische Pfund (28,3 Millionen Euro) für die Verbesseru­ng der Sicherheit ausgegeben. In der vergangene­n Woche hat Generalsta­atsanwalt Nabil Sadek russische Beamte über die Ergebnisse der Absturzunt­ersuchung informiert. Kairos Luftfahrtm­inister Sherif Fathy lud russische Experten ein, die neuen Sicherheit­skontrolle­n auf den Flughäfen des Landes zu besichtige­n, in der Hoffnung, dass die Russen Ägypten bald wieder anfliegen werden. Der russische Transportm­inister Maxim Sokolow möchte, dass russische Sicherheit­sspezialis­ten auf Dauer an ägyptische­n Flughäfen stationier­t werden.

»Damals war das ganz amüsant für uns. Für 20 Pfund konnten wir alle Warteschla­ngen und Kontrollen umgehen« Dale Park, Urlauber

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