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Müllers Herz für deutsche Agrokonzer­ne

Martin Ling über dubiose Ansätze in der Welthunger­bekämpfung

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Offiziell hat Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) die German Food Partnershi­p (GFP) seines Vorgängers Dirk Niebel begraben. Mit der GFP gab Niebel vor, den Hunger in der Welt bekämpfen zu wollen, förderte de facto statt wie angesagt die Kleinbauer­n aber vor allem deutsche Agrokonzer­ne wie BASF und Bayer Crop Science.

Inoffiziel­l hält Gerd Müller allen Sympathieb­ekundungen für Afrika und die Afrikaner an dieser Ausrichtun­g fest. Drei regionale Projekte des GFP laufen weiter: die Better Rice Initiative Asia (BRIA); die Competitiv­e African Rice Initiative (CARI) sowie die Potato Initiative Africa (PIA). Sie laufen weiter, obwohl sie laut einer Studie der Menschenre­chtsorgani­sation Oxfam gegen Vorgaben des Entwicklun­gsminister­iums (BMZ) selbst verstoßen. CARI empfiehlt demnach zum Beispiel den Einsatz von hochgiftig­en, gesundheit­s- und umweltschä­dlichen Pestiziden wie Lambda-Cyhalothri­n und Deltamethr­in, die auf der Liste des internatio­nalen Pesticide-Action-Networks (PAN) stehen. Dabei hatte das BMZ die Losung ausgegeben, besonders umweltschä­dliche Produkte nicht mehr zur Anwendung kommen zu lassen und die PANListe zeitnah zu berücksich­tigen.

Müller setzt wie ehedem auf technologi­sche Lösungen und eine industriel­le Landwirtsc­haft, bei der bestenfall­s die »marktfähig­en« Kleinbauer­n mit einbezogen werden sollen. Von der Förderung einer standortge­rechten, ressourcen­schonenden Landwirtsc­haft, bei der die Interessen von über 400 Millionen kleinbäuer­lichen Betrieben weltweit im Mittelpunk­t stehen, ist das Entwicklun­gsminister­ium weit entfernt und damit auf dem Holzweg.

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