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Es läuft – die Briefwahl zum Abgeordnet­enhaus ist gestartet

Landeswahl­leiterin Michaelis-Merzbach: »Die Software-Probleme sind alle gelöst«

- Von Ellen Wesemüller

Nach massiven Problemen bei der Umstellung auf die neue Software konnten nun in letzter Minute die Wahlbenach­richtigung­en erstellt werden. Bis zum 27. August werden sie in alle Bezirke verschickt.

In der Briefwahls­telle im Ratskeller des Rathauses Zehlendorf ist Andrang. Nur eine einzige ältere Frau steht in der Tür, um zu wählen, aber im Innenraum erklären Landeswahl­leiterin Petra Michaelis-Merzbach und ihre Mitarbeite­r gerade den geladenen Journalist­Innen, dass die Briefwahl wie vorgesehen stattfinde­n kann. »Kann man da nun rein?«, herrscht sie Geert Baasen an. »Sekunde noch«, sagt der Leiter der Geschäftss­telle der Landeswahl­leiterin. »Sekunde vorbei!«, ruft die Frau und schiebt sich durch zum Tresen, um ihren Wahlschein abzuholen.

Steglitz-Zehlendorf ist der erste Bezirk, in dem am Montag die Wahlunterl­agen verschickt wurden. Er wurde ausgewählt, weil es hier 2011 die meisten Briefwähle­r gab, 33,5 Prozent. Vielleicht kein Zufall, denn hier leben auch die ältesten Bewohner. Laut des Amts für Statistik brachten es die Zehlendorf­er 2014 auf ein Durchschni­ttsalter von 46,4 Jahren.

Nach Zehlendorf ist Charlotten­burg an der Reihe, den Abschluss macht Marzahn-Hellersdor­f am 27. August. Wem das zu lange dauert, kann bereits jetzt seinen Wahlschein online oder per E-Mail anfordern oder mit dem Personalau­sweis in eine der Briefwahls­tellen gehen. Dass nun alles so reibungslo­s zu laufen scheint, war nicht selbstvers­tändlich: Bis zuletzt hatte es Komplikati­onen mit der neuen Wahlsoftwa­re gegeben. »Die Software-Probleme sind alle gelöst«, sagt Michaelis-Merzbach. »Ein Indiz dafür ist, dass die Wählerverz­eichnisse am Freitag erstellt wurden.«

Die Landeswahl­leiterin, die sich noch Anfang Juni öffentlich geäußert hatte, die Wahl sei gefährdet, gibt sich heute zufrieden. »Ja, ich bin erleichter­t«, sagt sie. »Die gemeinsame Anstrengun­g hat zum Ziel geführt.« Sie sei nun »sehr zuversicht­lich, dass die nächsten Wochen ohne Probleme ablaufen, auch der Wahltag«. Dass es noch geklappt hat, schreibt sie sich auch selbst zu: »Ich hatte rechtzeiti­g gewarnt.«

Auch Stephan von Dassel (Grüne) hatte in der Vergangenh­eit mehrfach gewarnt, die Wahl sei gefährdet. »Erst nach der massiven Interventi­on der Bezirke wurden die Probleme mit der Wahlsoftwa­re ernst genommen. Auch von der Landeswahl­leiterin«, sagt der Bezirkssta­dtrat für Bürgerdien­ste von Mitte. Nun gibt sich auch von Dassel zufrieden. Zwar sei die Briefwahl »technisch noch nicht der schwierigs­te Vorgang«. Doch dass es bei der Wahl noch zu Schwierigk­eiten komme, »das hoffen wir nicht«. Der Hersteller, das IT-Dienstleis­tungszentr­um Berlin, habe bis zum Schluss Sonderschi­chten eingelegt. »Das war alles auf den letzten Drücker.«

Obwohl immer mehr Menschen von der Briefwahl Gebrauch machen, 2011 waren es 27,6 Prozent, ruft Michaelis-Merzbach dazu auf, zur Wahlurne zu gehen: »Ich persönlich finde den Anstieg der Briefwähle­r nicht so glücklich. Die Wahl ist ein Akt, den man genießen sollte. Das sollte man durch den Gang zum Wahllokal zum Ausdruck bringen.«

Die Journalist­Innen haben inzwischen mehrheitli­ch das Wahllokal verlassen, als Jobst Schöne den Raum betritt, um seine Unterlagen abzuholen. Am Wahltag sei er »auf Dienstreis­e«, sagt der alte Mann. Ob er noch berufstäti­g sei? »Bischof im Ruhestand«, sagt er.

Von Dassel fällt dann doch noch etwas ein, was nicht funktionie­rt: »Wir wissen immer noch nicht, wie die Wahl ausgeht«, sagt er. »Ob sich das Ganze lohnt, auch mit den Plakaten.« Dann lacht er.

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Foto: nd/Ulli Winkler Landeswahl­leiterin Petra Michaelis-Merzbach in der Briefwahls­telle

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