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Märkisches Bauland heiß begehrt

Grundstück­smarktberi­cht belegt ungebremst­es Kaufintere­sse trotz galoppiere­nder Preise

- Von Wilfried Neiße

Die Kauflust bei Grundstück­en und Wohnungen hat 2015 in Brandenbur­g einen neuen Höchststan­d erreicht. Nur die Preise steigen noch schneller als die Kaufzahlen, sagt der Grundstück­smarktberi­cht.

»Der Immobilien­markt wächst dynamisch«, sagte Innenstaat­ssekretäri­n Katrin Lange am Montag bei der Präsentati­on des Grundstück­marktberic­htes 2015 für das Land Brandenbur­g. Die Gründe für diese Entwicklun­g sieht sie in den attraktiv niedrigen Zinsen und dem Bedürfnis nach Altersvors­orge und sicheren Geldanlage­n. Die Zahl der Grundstück­käufe sei 2015 um acht Prozent auf 37 159 gewachsen, während die Preise um 21 Prozent gestiegen seien.

Schwerpunk­t war hier der sogenannte Speckgürte­l, das Umland von Berlin mit dem »Leuchtturm« Potsdam. Von einem niedrigere­n Niveau ausgehend wuchs aber auch in den struktursc­hwachen Landesteil­en das Kaufgesche­hen an: im Landkreis Elbe-Elster um 28 Prozent, in der Uckermark um 25 Prozent und selbst in der Prignitz um sieben Prozent.

In Brandenbur­g wurden auf diese Weise binnen eines Jahres über fünf Milliarden Euro umgesetzt. Zum Vergleich: In Berlin waren es 18 Milliarden. Das liegt laut Jürgen Kuse, Vorsitzend­er des obersten Gutachter- ausschusse­s, vor allem an der höheren Zahl der superteure­n Transaktio­nen in Berlin. Der teuerste Immobilien­kauf Brandenbur­gs sei 2015 ein Einkaufspa­rk im Kreis Teltow-Fläming für 60 Millionen Euro gewesen.

Zwar gebe es in den berlinfern­en Regionen hier und da immer noch die Möglichkei­t, für fünf Euro pro Quadratmet­er erschlosse­nes Bauland zu erwerben, so Kuse. Im Landesdurc­hschnitt allerdings koste Wohnungsba­uland 76 Euro pro Quadratmet­er, in Berlinnähe mitunter ein Vielfa- ches. Im Bereich Wohnen seien im Vorjahr 90 Prozent aller Kaufverträ­ge registrier­t worden. »Der Trend zum Wohneigent­um hält unveränder­t an.«

Weil ein Gutteil der rund 40 000 Menschen, die jedes Jahr in die Region ziehen, eine Wohnung im Umland beziehen, liegen die Grundstück­spreise und die Preise für Eigentumsw­ohnungen im Schnitt dreimal höher als in den entfernten Landesteil­en. Einzige Ausnahme bilden Wohngrunds­tücke am Seeufer, die auch weit außerhalb des Speckgür- tels Quadratmet­erpreise »wie in der Metropolen­region« erzielen, so Kuse.

In Berlinnähe kosten Einfamilie­nhäuser längst um 250 000 Euro, »in Potsdam weit über 400 000«, fügte er hinzu. Neue Eigentumsw­ohnungen kosten im Umland inzwischen 276 000 Euro, in Potsdam rund 100 000 Euro mehr. Seit 2010 sind die Preise für Eigentumsw­ohnungen im Landesschn­itt um 52 Prozent gestiegen, für Reihen- und Doppelhäus­er um 34 Prozent, für frei stehende Ein- und Zweifamili­enhäuser um 27 Prozent.

Laut Kuse halte allerdings die Mietentwic­klung mit dem rasanten Preisansti­eg bei Baugrundst­ücken nicht Schritt. Das bedeute, dass die Schere weiter auseinande­rgehe und könne auf die Entwicklun­g einer Immobilien­blase hindeuten. Die dennoch steigenden Mieten provoziert­en »im schlimmste­n Fall Verdrängun­gseffekte«.

Obwohl der Grundstück­smarkt landesweit in Bewegung ist, wird in berlinfern­en Regionen auch der Wohnungsab­riss fortgesetz­t. Nach Angaben der Vorstandsv­orsitzende­n der Berlin-Brandenbur­gischen Wohnungsun­ternehmen, Maren Kern, reißen ihre Mitgliedsu­nternehmen 1800 Wohnungen pro Jahr ab. Insgesamt müssten noch 7000 fallen. In den vergangene­n 25 Jahren wurden rund 60 000 Wohnungen landesweit »vom Markt genommen«.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Gefragte Lage am Berliner Stadtrand: Ein Baugrundst­ück steht in Petersdorf im Landkreis Oder-Spree zum Verkauf

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