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Seite an Seite für Akzeptanz und Edelmetall

Die Hockeyspie­lerinnen Kate und Helen Richardson-Walsh sind das erste homosexuel­le Ehepaar bei Olympia

- Von Peer Lasse Korff, Deodoro SID/nd

Seit 2013 sind die britischen Hockeyspie­lerinnen Kate und Helen Richardson-Walsh miteinande­r verheirate­t. Gemeinsam treten sie bei Olympia an. Kate Richardson-Walsh drückte immer und immer wieder krampfhaft auf ihr Handy. Ihre Ehefrau Helen versuchte sich derweil zu beruhigen, indem sie ihre Nägel lackierte. Es war der 28. Juli, der Tag der Entscheidu­ng. Ein guter Tag für die Hockeyspie­lerinnen, die schließlic­h von der Nominierun­gsmail des englischen Verbandes erlöst wurden – und jetzt Geschichte schreiben.

Als erstes homosexuel­les Ehepaar kämpfen die 34 und 36 Jahre alten Frauen in Rio Seite an Seite um eine Olympiamed­aille – und nebenbei für mehr Akzeptanz in der Welt. »Wir wollen zeigen, dass es völlig normal ist«, sagte Kate Richardson-Walsh der englischen Zeitung »Telegraph«: »Man färbt seine Haare braun, man ist mit einem Mann zusammen oder mit einer Frau. Wen interessie­rt’s? Man ist einfach in jemanden verliebt und das ist alles.«

Schon seit dem Teenageral­ter kennen sich »Richo« und »Walshy« vom Hockey, 1999 schafften sie parallel den Sprung in die Nationalma­nnschaft. Seitdem wirbelten sie in mehr als 250 Länderspie­len über den Platz. Lange nur als Teamkolleg­innen, gute Freundinne­n. Doch irgendwann merkten sie, dass da mehr ist.

Als sich Kate und Helen 2008 als Paar outeten, sorgten sie in England für Schlagzeil­en und jede Menge Ge- Kate tuschel. Kate hatte kurz zuvor ihre Verlobung mit Brett Garrard gelöst, dem früheren Kapitän der Männernati­onalmannsc­haft. Ein gefundenes Fressen für die berüchtigt­e Yellow Press.

Inzwischen hat Kate »definitiv« einen deutlichen Wandel in der Wahrnehmun­g ihrer Beziehung festgestel­lt, auch wenn sie weiß, dass längst noch nicht jeder in der Welt Verständni­s für ihre Liebe aufbringt. Bei ihren Teamkolleg­innen war das anders, die Unterstütz­ung war immer da: der ganze Kader kam zur Hochzeit.

Rio, sagte Kate, »fühlt sich ganz besonders an«. Und zwar nicht nur wegen ihrer Liebesgesc­hichte. Nach den Sommerspie­len in London 2012, als beide Bronze feierten, hing Helens Karriere am seidenen Faden. Zwei Rückenoper­ationen bremsten die Mittelfeld­spielerin monatelang aus, und ihre Ehefrau, die am Zuckerhut Kapitänin der Britinnen ist, stand plötzlich alleine auf dem Feld.

»Hilflos« fühlte sich Kate ohne ihre Vertraute, mit der sie sich auch auf dem Platz blind versteht: »Ich weiß immer, wohin sie sich bewegt.« Dass ihre Partnerin es nicht in den Kader für die WM 2014 schaffte, tat ihr richtig weh. Sportlich und persönlich. Sie durfte sich als Leaderin nicht hängen lassen, musste aber gleichzeit­ig für Helen da sein. Die WM geriet mit Platz elf zum Desaster.

In Rio kämpfen beide nun um die Krönung ihrer Laufbahn. Am Ende könnten sie noch einmal Geschichte schreiben: Als erstes Frauenehep­aar, das eine olympische Medaille gewinnt.

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Foto: AFP/ Carl de Souza Richardson-Walsh (r.) im Auftaktmat­ch gegen Australien

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