Aleppo und der Status quo
Roland Etzel zur Forderung nach einer Feuerpause
Gegen einen Aufruf zu einer zweitägigen Feuerpause in Aleppo, wie es jetzt der UN-Nothilfekoordinator für Syrien gefordert hat, wird niemand etwas Vernünftiges einwenden können. Es sei denn, man fragt, warum die Waffen nicht zwei Wochen oder gar zwei Monate schweigen sollen. Wer die Antwort darauf sucht, berührt die Grundfrage, warum überhaupt seit nun schon fünfeinhalb Jahren Krieg geführt wird in Syrien.
Gewiss ist die Rettung jener Menschen in Aleppo, die auf keiner Seite an den Kämpfen teilnehmen wollen, jetzt jede diplomatische Anstrengung wert. Doch auch im besten Fall liefe dies auf ein temporäres Festschreiben des Status quo hinaus. Am Ende stünde die Fortsetzung des Krieges.
Jetzt rächt sich, dass Russland und die USA die im Winter Hoffnung verheißenden gemeinsamen Vorstellungen nicht konsequent weiter verfolgt haben. Allein Moskau und Washington können die kriegführenden Parteien, auf deren Seite sie stehen, zu echten Verhandlungen zwingen. Überlassen sie diese wie derzeit den Verfeindeten selbst, geht das Schlachten weiter, solange es den Regionalmächten Iran, Katar, Saudi-Arabien und Türkei beliebt. Die nächste Verhandlungsrunde soll es Ende des Monats geben. Sie wird zeigen, ob es eine wirksame amerikanischrussische Verabredung zu Syrien gegeben hat.