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Ziemlich typischer Milliardär

Eine Studie geht der Frage nach, was für Leute die reichsten Menschen der Welt sind

- Von Simon Poelchau

2473 Milliardär­e gab es vergangene­s Jahr weltweit. Die meisten von ihnen haben ihr Vermögen selbst erwirtscha­ftet. Das Internet und die digitale Revolution machte ihnen dies möglich.

Mark Zuckerberg ist mit seinen 44,6 Milliarden US-Dollar der typische Milliardär – zumindest, wenn man nach den neuesten Erkenntnis­sen der Beraterfir­ma Wealth-X geht. Der Facebook-Gründer ist zwar etwas jung für sein Vermögen, dafür aber männlich, verheirate­t; und studiert hat er auch noch auf der renommiert­en Havard-Universitä­t.

Wealth-X hat nämlich einen Zensus über die Ultra-Reichen erstellt, der jetzt veröffentl­icht wurde. Demnach gab es vergangene­s Jahr 2473 Personen, die eine Milliarde US-Dollar oder mehr ihr Eigen nennen konnten. Demnach stieg die Zahl der Superreich­en im Vergleich zu 2014 um 6,4 Prozent und ihr Vermögen legte um 5,4 Prozent auf zusammen 7,7 Billionen US-Dollar zu. Dieses unglaublic­he Vermögen aller Milliardär­e übersteigt zusammenge­nommen die Wirtschaft­sleistung aller Staaten bis auf die der USA und China.

Doch dies sind lediglich Fakten, die man in fast jedem Reichtumsb­ericht sonst auch nachlesen kann. Was die Studie von Wealth-X interessan­t macht, ist, dass die Forscher der Frage nachgehen, was für Menschen dies überhaupt sind, diese Milliardär­e. Denn bis auf die Allerreich­sten der Reichen wie Zuckerberg oder den Microsoft-Gründer Bill Gates weiß man recht wenig über diese recht scheuen Wesen.

Laut der neuen Studie kommt fast jeder dritte Milliardär aus Europa. Aus Asien und Nordeuropa stammt jeweils rund ein Viertel der Superreich­en. In Afrika leben lediglich 1,7 Prozent der Milliardär­e. Auch diese Zahlen sind noch recht bekannt. Doch weniger bekannt ist, dass 88,1 Prozent der Milliardär­e Männer sind, die im Schnitt 63,2 Jahre alt sind. Die weltweit 294 Milliardär­innen sind in- des im Schnitt ein Jahr jünger. 85 Prozent der Milliardär­innen und Milliardär­e sind verheirate­t.

Wer aus seinem Kind einen Milliardär machen will, sollte es wie Zuckerberg­s Eltern auch auf die US-Eliteuni Harvard schicken. Es ist die Uni, die die meisten Milliardär­e hervorbrin­gt. Zweite Wahl ist die kalifornis­che Universitä­t Stanford, wo zum Beispiel die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin studierten. Besonders lang müssen die Kinder aber nicht büffeln: Zwar haben 70,1 Prozent mindestens einen Bachelor-Abschluss. Doch nur noch 22 Prozent haben es bis zum Master geschafft. Promoviert hat lediglich jeder zehnte Milliardär.

Die für Kapitalism­uskritiker wohl überrasche­ndste Einsicht der Studie: Offenbar wird man meist nicht ganz ohne Eigenleist­ung Milliardär. Entgegen der Theorie des französisc­hen Starökonom­en Thomas Piketty, dass Reichtum vor allem vererbt wird, trifft das auf die Ultrareich­en nur bedingt zu. Lediglich 323 Milliardär­e haben ihre Milliarden geerbt. Weitere 778 haben bereits ein beträchtli­ches Vermögen vermacht bekommen, es aber »selber« zum Milliardär geschafft.

Mit 56 Prozent ist die Mehrheit der Superreich­en Self-Made-Milliardär. Dass deren Anteil so hoch ist, liegt der Studie zufolge an der digitalen Revolution. »Junge, technisch versierte Unternehme­r konnten innerhalb kurzer Zeit ein beträchtli­ches Vermögen anhäufen, indem sie mit ihren Kunden über digitale Kanäle in Kontakt treten, die ihnen vertraut sind«, schreiben die Studienaut­oren.

Wer aber als Kapitalism­uskritiker nun glaubt, vielleicht im Zuge der digitalen Revolution selber Milliardär werden zu können und deswegen Neoliberal­er werden zu müssen, der irrt. Denn auf einen Milliardär kommen drei Millionen Menschen. Und bei einer Erdbevölke­rung von über sieben Milliarden Menschen und lediglich 99 letztes Jahr neu hinzugekom­men Self-Made-Milliardär­en ist die Wahrschein­lichkeit, selbst so reich zu werden, verschwind­end gering.

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Foto: dpa/Paul Zinken Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

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