Laktoseintoleranz
Laut Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) »sind in Deutschland 15 bis 20 Prozent der Menschen nachweislich laktose-intolerant; schaut man auf Europa, sind es deutlich über 20 Prozent«.
Doch längst nicht jeder, der meint, Milchzucker nicht zu vertragen, weil seinem Körper das dafür nötige Enzym Laktase fehlt, ist auch wirklich laktose-intolerant. Man kann sich das nämlich einbilden. »Das Problem der Laktose-Intoleranz wird heute eindeutig überschätzt«, sagt denn auch Bernhard Watzl. Manche unhaltbaren Ernährungsempfehlungen trügen quasireligiöse Züge; immer mehr Lebensmittel würden »frei von irgendwas, sei es Gluten oder Laktose oder sonst etwas«, angeboten, weil dies angeblich gesünder sei. »Dabei haben wir heute so sichere Lebensmittel wie nie zuvor.« In unserer Nahrung seien – anders als noch vor hundert Jahren – »in aller Regel keine Bakterien mehr enthalten, die uns krank machen könnten, keine extremen Belastungen mehr mit Schwermetallen oder anderen Schadstoffen, keine SchimmelpilzGifte«.
Doch stattdessen prangerten selbsternannte Ernährungsexperten nun andere angeblich verdächtige Stoffe in Lebensmitteln an – »Stoffe, die schon immer drin waren, wie etwa Gluten oder die Laktose«. Hier würden Risiken konstruiert, die »wissenschaftlich absolut unsinnig sind«, urteilt Watzl. »Da geht es um Ernährungsreligion – und um Geschäfte.«