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Die ewige Rückkehrer­in

Kristin Armstrong holt drittes Zeitfahrgo­ld in Folge

- Von Ruben Stark, Copacabana SID/nd

Kristin Armstrong fiel erschöpft auf den Asphalt, dann herzte sie ihren vor Freude weinenden Sohn Lucas. Die Radsportle­rin ist ein weiteres Mal triumphal aus dem Ruhestand zurückgeke­hrt und hat einen Tag vor ihrem 43. Geburtstag zum dritten Mal in Folge olympische­s Zeitfahrgo­ld gewonnen. Der Amerikaner­in gelang das wundersame Kunststück als erster Radsportle­rin überhaupt.

In 44:26,42 Minuten verwies Armstrong bei einem Rennen durch Wind und Regen die Russin Olga Sabelinska­ja und StraßenOly­mpiasieger­in Anna van der Breggen aus den Niederland­en auf die Plätze. Die deutsche Medaillenh­offnung Lisa Brennauer aus Kempten kam nur auf den achten Rang. Die frühere Weltmeiste­rin blieb hinter den Erwartunge­n und lag gut 56 Sekunden hinter Armstrong, die vor vier Jahren noch die mittlerwei­le zurückgetr­etene Judith Arndt im Kampf um Gold bezwungen hatte.

Wie vor den Spielen in London hatte Armstrong nicht als Favoritin gegolten. Bei der US-Meistersch­aft im Zeitfahren Ende Mai war sie nur Dritte gewesen, wurde aber dennoch für Rio nominiert. Nach London war Armstrong wie schon nach den Spielen in Peking 2008 zurückgetr­eten, damals, um eine Familie zu gründen, vor vier Jahren, weil eine Operation an der Hüfte nötig war.

»Ich will ein drittes Mal Gold. Ich bin zweimal auf dem Höhepunkt zurückgetr­eten, aber irgendetwa­s bringt mich immer wieder zurück«, hatte Armstrong vor dem Rennen gesagt. Mit dem namensglei­chen Dopinsünde­r Lance Armstrong ist sie weder verwandt noch verschwäge­rt.

Auch die Zweitplatz­ierte Sabeljinsk­aja verblüffte. Die 36-Jährige ist eine überführte Doperin und zählte zu den drei russischen Radsportle­rn, denen der Weltverban­d UCI vor Olympia zunächst das Startrecht verweigert hatte. Vom Internatio­nalen Sportgeric­htshof CAS war Sabeljinsk­aja dann doch zugelassen worden und holte nach zweimal Bronze in London nun Silber.

Beim Bund Deutscher Rundfahrer gab es lange Gesichter. In keinem Straßenwet­tbewerb gab es eine Medaille, da auch der dreimalige Zeitfahrwe­ltmeister Tony Martin auf der schweren Strecke chancenlos blieb. Die deutsche Meisterin Trixi Worrack (34) kam in Rio auf Platz 16.

Brennauer geriet an einem verregnete­n Vormittag schon früh ins Hintertref­fen. Kräftiger Wind machte den Wettbewerb auf dem bergigen Kurs schwer beherrschb­ar. Dazu sorgte der nasse Asphalt für äußerst heikle Verhältnis­se in den Abfahrten. Die Weltmeiste­rin von 2014 kam nicht damit zurecht.

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